Samstag, 20. Oktober 2007

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (1. Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 1. Akt

Darsteller: Ludwig M. Schneider, Marco Mariani, Axel Krieger

„Lass das nur meine Sorge sein“
Die Sanierer begannen ihre Arbeit bei MCM im Dezember 1996. Ludwig M. Schneider flog am Tag nach dem Vertragsabschluss zwischen MCM und seiner CMI nach New York und stellte dort vor Investoren ein Konzept einer MCM-Weltholding vor, dass er entweder in der Nacht aus dem Hut gezaubert hatte oder aber schon von langer Hand geplant hatte, bevor er den Zuschlag bei MCM erhalten hatte. Ausgangslage für Schneiders USA-Reise war, dass Dr. Heiner Cromer, der Bruder Michael Cromers, über seine Gesellschaft das USA-Geschäft von MCM kontrollierte.
Der inzwischen tödlich verunglückte Marco Mariani, ein Berater für das USA-Geschäft von MCM, fertigte über Schneiders New York-Aufenthalt ein Protokoll an.

Am 16. Dezember 1996 kamen Mariani und Schneider abends in der Bar des Hotel Plaza Athene zusammen. Bei diesem Gespräch erläuterte Schneider, wie er gedachte, Heiner Cromer dazu zu bewegen, seine Gesellschaft zu einem möglichst geringen Betrag an die MCM GmbH in München zu verkaufen.

Am Morgen des 17. Dezember wurde dieses Gespräch im Hotel fortgesetzt. Mariani meinte, dass es schwierig sein werde, alle divergierenden persönlichen und geschäftlichen Interessen zielgerichtet unter Kontrolle zu bringen. Schneider entgegnete daraufhin, dass es ganz klar seine Absicht sei, sich bzw. seiner CMI 25,1 Prozent der Anteile von MCM anzueignen und dass damit die Kontrolle über MCM sichergestellt wäre. Er führte dazu noch aus, dass ihm diese nach deutschem Recht eine Sperrminorität darstellende Anteilsquote reichen würde, um die Geschicke von MCM wesentlich beeinflussen zu können. Auf Marianis Nachfrage, wie er gedenke, sich diese Anteile zu sichern, meinte Schneider lachend: „Lass das nur meine Sorge sein. Zuerst allerdings, müssen wir den Heiner Cromer rauskriegen und die Kontrolle über seine Gesellschaft bekommen.“

In einer Sitzung am Nachmittag des gleichen Tages in der Kanzlei des Anwalts Robert Tucker präsentierte Schneider dann zum ersten Mal das Konzept einer MCM-Weltholding. In der Sitzung ging es nur noch darum, wie man dies auf der bevorstehenden Bankensitzung am 19. Dezember 1996 in München den Banken schmackhaft präsentieren könne. Der Anwalt wurde beauftragt, eine schriftliche Expertise zu erstellen, aus der alle für die MCM GmbH in München ungünstigen und negativen Folgen hervorgehen sollten, falls sich die Banken oder die anderen Gesellschafter (die Eheleute Cromer und der Lizenznehmer GTC) gegen das Holding-Konzept stellen würden.

Am Morgen des 18. Dezember erzählte Schneider Mariani beim gemeinsamen Frühstück im Hotel Plaza Athene, dass er Michael Cromer vom Holding-Konzept habe überzeugen können. Lediglich der Lizenznehmer GTC, der 24,9 Prozent an der MCM GmbH hielt, sei nicht bereit, dieses Konzept mitzutragen. Schneider zufolge dürften die Banken bei der Sitzung am nächsten Tag jedoch nichts von der GTC-Absage erfahren. Er würde sich zunächst bei den Banken „durchbluffen“ und wenn er danach Zeit habe, GTC zu einer Zusage bewegen können. So bestand Schneider auch darauf, dass Mariani mit nach München zur Bankensitzung komme und bei Bedarf Schneiders Ausführungen unterstütze. Schneider gab Mariani sogar spezifische Instruktionen, wie dieser sich den Bankenvertretern gegenüber zu verhalten habe und an welcher Stelle er Mariani ansprechen würde. Im Wesentlichen ging es darum, den Banken ein Horrorszenario mit der Gefährdung ihres gesamten Kreditengagements vorzuspielen, sollten sie nicht das von Schneider präsentierte MCM-Holding-Konzept mittragen.

Am 19. Dezember 1996 begann um 13 Uhr in der MCM-Firmenzentrale am Leuchtenbergring in München die Bankensitzung. Ludwig M. Schneider präsentierte plangemäß sein Konzept. Lediglich ein Vertreter der Deutschen Bank stellte die Frage, ob GTC das Holding-Konzept mittragen würde. Schneider antwortete daraufhin ausweichend: „Im Prinzip ist GTC bereit, sich in die neue MCM-Holding einzugliedern. Allerdings besteht zurzeit noch keine feste, schriftliche Zusage.“ Auf die anschließende Frage des Bankers, wann mit einer verbindlichen Zusage zu rechnen sei, antwortete Schneider: „Überlassen sie das doch bitte meinem Charme. Ich werde sie nicht enttäuschen.“

Im Anschluss an die Bankenpräsentation wurden von Axel Krieger verschiedene Unterlagen zusammengestellt und kopiert. Mariani wurde von diesen Unterlagen mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit ausgeschlossen. Schneider erklärte ihm, dass die Banken ihm in einer Sitzungspause mitgeteilt hätten, dass sie Mariani zu sehr dem Umfeld Michael Cromers zurechnen würden und ihn daher bei der vorgesehenen Sanierung nicht dabei haben wollten.

Lesen Sie im zweiten Akt dieses Trauerspiels, wie Schneiders Anwälte die Strategie ihres Mandanten unterstützten und Michael Cromer ausbooteten.