Samstag, 20. Oktober 2007

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (2.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 2. Akt

Darsteller: Dr. Josef Zeller, Ludwig M. Schneider, Axel Krieger, Johann Kärtner, Dr. Wolfgang Weitnauer

"Bekannte Gründe"
Angetrieben durch die düstere Propaganda der Sanierer nötigten die Banken Anfang März 1997 die Eheleute Cromer, ihre 75,1 Prozent der MCM-Anteile an einen Treuhänder zu übertragen. Treuhänder wurde der Münchener Rechtsanwalt Dr. Josef Zeller. Eine Woche nach Abschluss des Treuhandvertrags hatte Zeller, der eigentlich die Interessen der Eheleute Cromer treuhänderisch zu wahren hatte, eine Gesellschafterversammlung einberufen, auf welcher der Anstellungsvertrag Michael Cromers gekündigt und Schneider zum Alleingeschäftsführer von MCM bestellt wurde. Cromer wurde in einem kurzen Schreiben von Zeller (abgedruckt auf Seite 188 des Buches "Die Michael Cromer München Story") darüber informiert mit dem Hinweis, dass sein Anstellungsvertrag gekündigt wurde, da „aus den bekannten Gründen keinerlei Vertrauensverhältnis mehr bestehe.“ Die sog. bekannten Gründe waren für Cromer jedoch vollkommen unbekannt und wurden ihm auch nicht näher erläutert.

Ludwig M. Schneider machte seine rechte Hand Axel Krieger am gleichen Tag zum Prokuristen bei MCM. Die zweite Führungsebene von MCM wurde systematisch kaltgestellt und von Informationen und Entscheidungen abgeschnitten.

Der Münchener Notar Johann Kärtner beurkundete sowohl diese Gesellschafterbeschlüsse als auch später im Februar 1998 die Verträge über den Verkauf der MCM-Markenrechte und der MCM GmbH in die Schweiz. Angeblich mussten ihn die Vertragsbeteiligten lange bearbeiten, um ihn von der Ordnungsmäßigkeit der Vorgehensweise zu überzeugen. Schließlich fügte sich Kärtner dem Willen von Dr. Josef Zeller und Ludwig M. Schneider und setzte dann doch seine mikroskopisch kleine Unterschrift unter die mehr als zweifelhaften Abmachungen.

Im Januar 2007 ließ sich feststellen, dass der Notar Johann Kärtner bei Gericht der Erste war, der Einsichtnahme in die Konkursunterlagen der MCM GmbH beantragt und erhalten hatte, die erst kurz zuvor zur Einsicht freigegeben worden waren. Über den Grund und für wen er diese Einsichtnahme vornahm, lässt sich nur spekulieren. Denkbar wäre jedoch, dass auch die Sanierer wissen wollten, was denn an unangenehmen Details an die Öffentlichkeit gelangen könnte, da Michael Cromer nie aufgehört hatte, dafür zu kämpfen, seinen Namen wiederherzustellen. Wäre Cromer wieder gesund geworden, hatte er auch vor, den gerichtlichen Kampf um Schadensersatz erneut aufzunehmen.

Eine Woche nach der Abberufung Cromers forderte Dr. Wolfgang Weitnauer, der Anwalt Schneiders, den bisher in Abstimmung mit den Banken eingesetzten Treuhänder für die MCM-Markenrechte Dr. von Linstow auf, seine Tätigkeit niederzulegen. Dabei unterstellte Weitnauer dem Berufskollegen von Linstow, Anwalt einer Großkanzlei mit über 350 Rechtsanwälten sogar einen Interessenskonflikt, weil ein anderer Anwalt dieser Großkanzlei für einen ehemaligen MCM-Geschäftsführer tätig war. Von Linstow ließ sich von Weitnauer jedoch nicht unter Druck setzen und erfüllte seine Aufgabe so lange, bis die Banken befriedigt und seine Treuhänderschaft dadurch obsolet geworden war. Die Markenrechte fielen danach automatisch zurück an MCM. Die Sanierer hatten aber scheinbar im Sinn gehabt, schon viel früher wieder über die Markenrechte verfügen zu können.

Ehemalige Mitarbeiter der Kanzlei Weitnauer wussten zu berichten, dass bei einem Besuch des Ludwig M. Schneider alle Mitarbeiter stramm zu stehen hatten.

Von der Umsetzung der Weltholding-Pläne Schneiders war wenig bis nichts zu verspüren. Um Geschäftigkeit vorzutäuschen, kamen Schneider und seine ebenfalls branchenfremden Jungsanierer auf immer absurdere Ideen. Mal wollte man in die Schuhproduktion einsteigen, mal wurde eine Agentur beauftragt, ein neues Logo für MCM zu entwerfen. Ein Unternehmen, das mit Reisegepäck weltweit etabliert war, wollten die Sanierer nun plötzlich im Schuhgeschäft positionieren. Und ein Logo, das weltweite Bekanntheit besaß, wollten sie austauschen. Statt sinnvoller Tätigkeit kündigten die Sanierer Verträge mit wichtigen Lizenznehmern, unter anderem mit GTC, um diese, wie Schneider ja bereits in New York und gegenüber den Banken erwähnt hatte, gefügig zu machen und verschlimmerten so die Lage. Was immer sie taten oder auch nicht taten, es schien so geheim zu sein, dass Axel Krieger sein Notebook nie aus den Augen ließ und es sogar mit auf die Toilette nahm.

Im August 1997 kündigten die Gläubigerbanken ein zwischenzeitlich getroffenes Stillhalteabkommen mit MCM für den 30. September 1997. Führend bei allen Aktionen des Bankenpools war das Bankhaus Reuschel & Co. Als Vertreterin im sog. Lenkungsausschuss der Banken saß für die Reuschel-Bank Ingrid Kellerer in leitender Position. Diese war zuvor die Geliebte Schneiders gewesen und anschließend die Lebensgefährtin Axel Kriegers geworden. MCM-Mitarbeiter bekamen mit, wie Frau Kellerer von Schneider wiederholt mit MCM-Taschen beschenkt wurde.

Investorensuche
Die Eheleute Cromer begannen daraufhin, mit verschiedenen Investoren Verhandlungen über den Verkauf ihrer Anteile aufzunehmen. Im September 1997 gingen Angebote mehrerer Investoren ein. Die Sanierer machten viele dieser Angebote dadurch zunichte, dass sie im Vorfeld die Hinterlegung eines zu zahlenden Kaufpreises verlangten. Selbst Bankbürgschaften von weltweit namhaften Bankinstituten, z. B. der Bank of New York, reichten ihnen nicht aus, obwohl dies den üblichen Vorgehensweisen bei solchen Transaktionen entspricht. Die Sanierer hatten eigene Pläne im Sinn.

Lesen Sie im dritten Akt dieses Trauerspiels, welche Verbindungen und Kontakte Ludwig M. Schneider in die Schweiz unterhielt und wie die Reuschel-Bank scheinbar von Schneider gelenkt wurde.