Sonntag, 28. Oktober 2007

Freitag, 26. Oktober 2007

Nachtrag zur Richtigstellung zum Fall MCM

Wenige Stunden vor unserer Richtigstellung im Blog zu den Ausführungen des Corisol-Anwalts Dr. Ernst Inderbitzin offerierte ein User mit dem Namen „Corisol“ im Weblog von „Mein Parteibuch“ ein First-Class-Ticket für eine Weltreise für jeden, der beweisen könne, dass Corisol jemals an einer Transaktion mit einer Molkerei und/oder Landis und Gyr beteiligt war.

Wenige Stunden nach Erscheinen unserer Richtigstellung schrieb der User „Corisol“ unter der Überschrift „Schlussanmerkungen“ erneut im Weblog von „Mein Parteibuch“:

1. Auch wenn die Blogger es vorziehen, in Anonymität zu bleiben, sind sie doch entlarvt: Sie verbreiten Informationen, ohne dass sie hiefür die Verantwortung übernehmen wollen und dies zu welchem Zweck auch immer.

2. Die falschen Vorwürfe und Unterstellungen betreffen Sachverhalte, welche gerichtlich abgehandelt worden sind und im entsprechenden Verfahren diametral anders beurteilt und gewürdigt worden sind als durch die anonymen Blogger. Es versteht sich von selbst, dass hier nicht die Plattform ist, ein ordentliches Verfahren, dessen Akten allen involvierten Parteien offen standen, zu rekapitulieren.

3. Für eine weitergehende Auseinandersetzung mit den durch eine unbekannte Urheberschaft in die Welt gesetzten Falschbehauptungen besteht kein weiterer Anlass. Die Angelegenheit ist zumindest auf dieser Ebene abgeschlossen. Sollten die Blogger ihre unberechtigten Angriffe jedoch fortsetzen, werden diese strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen.


Für die Redaktion des white-collar crime blog ist nicht ersichtlich, welche falschen Vorwürfe oder Anschuldigungen hier zu diskutieren wären. Dass hier nicht die Person Beat Frey oder das Unternehmen Corisol angegriffen werden sollte, dürfte spätestens nach der Richtigstellung auf der Hand liegen.
In diesem Blog geht es um die Rolle der Sanierer der CMI Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr. Dabei insbesondere um Handlungen, die vor dem Verkauf der MCM GmbH und der MCM-Markenrechte vorgenommen wurden und möglicherweise eine untreue Geschäftsbesorgung der Sanierer bedeuten. Dies sind Vorgänge, die der deutschen Gerichtsbarkeit unterliegen.

Weshalb hier von Seiten der Corisol auf die schweizerischen Gerichtsverfahren eingegangen wird und weshalb auch nur schon die Erwähnung solcher Verfahren als unberechtigte Angriffe aufgefasst wird, ist für uns nicht ersichtlich. Von uns wurden diese nicht als relevant für die Tätigkeit der CMI-Sanierer betrachtet. Diese betreffen Streitigkeiten zwischen den schweizerischen Gesellschaften, die alle im Nachgang zur „Sanierung“ der MCM erfolgten.

Bisher war dies nicht für uns von Interesse. Ebenfalls nicht von Interesse war bisher, wie im Anschluss an den MCM-Konkurs Beat Frey und Hanspeter Studer aus der Konkursmasse des MCM-Fertigungsateliers Apolda die Sycrilor Accessoires GmbH, die MCM Products GmbH und die MCM Lederwaren und Accessoires GmbH in Bern gründeten. So wurde es zumindest im schweizerischen Wirtschaftsmagazin „BILANZ“ unter der Bezeichnung „Die verschlungenen Wege der MCM-Übernahme“ in der Ausgabe von November 1998 dargestellt.

Anhand der vorliegenden Stellungnahmen von Dr. Ernst Inderbitzin ist jedoch ersichtlich, dass die Sachverhaltsdarstellung mit Ausnahme der Molkerei-Transaktion und der Landis & Gyr-Transaktion in allen anderen Punkten nicht bestritten wird.

Sollte jemand Interesse an einem First-Class-Ticket für eine Weltreise haben, kann er mit den Suchbegriffen „Beat Frey Landis Gyr Staefa“ im schweizerischen Handelsregister bzw. in schweizerischen Nachrichten googlen und sich anschließend von Corisol, Beat Frey oder dem Rechtsanwalt Ernst Inderbitzin erklären lassen, weshalb Beat Frey dort nicht involviert war.

Wer sich mit dem Presserecht etwas beschäftigt weiß, dass alleine schon eine Sachverhaltsdarstellung wie die vorliegende relativ leicht aus dem Netz geklagt werden kann und auch dann, wenn sie wie in diesem Fall durch Dokumente belegbar ist, nur mit hohem finanziellen Aufwand aufrecht erhalten werden kann. Bei einer etwas ungleichen Mittelverteilung kann sich jeder vorstellen, wer am längeren Hebel sitzt. Ein konstruktiver Austausch wie dieser wäre so kaum vorstellbar.
whistler
Redaktion white-collar crime blog

Donnerstag, 25. Oktober 2007

MCM - Die Zusammenfassung II (Update)

Aktualisierte Zusammenfassung des Falles MCM.

Update 28.10.07
aktualisierte Version des Dokuments

Richtigstellung zum Fall MCM

Am 23. Oktober 2007 erreichte uns eine Mail von Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin, der angibt, Herrn Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie sich selbst zu vertreten.
Inderbitzin sieht den Ruf, das Ansehen und die Ehre dieser drei Parteien angesichts der massiven Falschanschuldigungen und Unterstellungen in diesem Blog geschädigt.

Dazu möchten wir zunächst sagen, dass wir die Kontaktaufnahme der drei Parteien sehr begrüßen. Dieses Weblog hat nicht das Ziel, Falschanschuldigungen zu verbreiten. Sollte eine der hier genannten Personen den Eindruck haben, dass Sachverhalte nicht richtig dargestellt sind, so bitten wir darum, uns eine korrekte Darstellung zukommen zu lassen, damit wir diese entsprechend würdigen können.

Inderbitzin fordert uns in seinem Schreiben auf, alle im Blog getätigten Äußerungen im Zusammenhang mit der Corisol Holding AG, Beat Frey und deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin zu entfernen. Ergänzend schreibt Inderbitzin, dass das Schicksal der restlichen Ausführungen hier nicht interessiert. Sollte eine so geforderte Änderung des Blogs nicht möglich sein, fordert Inderbitzin, den Blog insgesamt vom Server zu nehmen.

Diesen Forderungen können wir in Gänze nicht nachkommen, da die drei Parteien in die Geschehnisse um die Übernahme der MCM GmbH und der MCM-Markenrechte involviert waren. Da diese drei Parteien sich im Zusammenhang mit der Vorgehensweise der CMI-Sanierer jedoch missverständlich dargestellt fühlen, wollen wir dies ausdrücklich korrigieren.

Corisol und/oder Beat Frey waren nie in das dargestellte Strafverfahren in St. Gallen verwickelt. Corisol und/oder Beat Frey waren in diesem Fall ausschließlich Zeugen.
Auch die Beschlagnahmung von Kontoauszügen der Corisol Holding AG diente lediglich der Beweissicherung in diesem Verfahren, in dem Corisol lediglich Zeugin war.

Corisol und/oder Beat Frey waren nicht in Transaktionen bezüglich einer Molkerei sowie Landis & Gyr involviert.
Wir gehen hier davon aus, dass Ludwig M. Schneider der Drahtzieher der Molkerei-Transaktion war und den Namen Beat Freys ohne dessen Wissen ins Spiel gebracht hatte.
Bezüglich Landis & Gyr besagen unsere Informationen etwas anderes. Landis & Gyr soll an ein Investorenkonsortium bestehend aus der Texas Pacific Group und einer Schweizer Familie veräußert worden sein. Im weiteren Verlauf taucht in den Handelsregisterauszügen des Unternehmens der Name Beat Frey auf. Vielleicht kann Dr. Inderbitzin diese Zusammenhänge noch näher erläutern.

Weiter schreibt Inderbitzin:
„Kreditschädigend wirkt auch der Versuch, ein Zusammenwirken zwischen Consultant & Management AG (CMI) und Corisol Holding AG konstruieren zu wollen. Das MCM-Geschäft war die einzige Transaktion, im Rahmen welcher die Consultant & Management AG samt deren Exponenten wie Ludwig Schneider einerseits und Corisol Holding AG andererseits Berührungspunkte hatten. Dieses Nebeneinander war sodann von kurzer Dauer und endete abrupt mit den gewonnenen Kenntnissen über die Rolle der Consultant & Management AG als Sanierer.
Alles was den Eindruck erweckt, Corisol Holding AG oder dessen Verwaltungsratspräsident Beat Frey würden in einem kriminellen Umfeld operieren, sind völlig unhaltbar und einzig zur Rufschädigung geeignet.“

Es war nie das Ziel, ein Zusammenwirken zwischen CMI und Corisol zu konstruieren. Wir erkennen an, dass Beat Frey seit mehr als 30 Jahren ein respektierlicher und seriöser Investor mit tadellosem Ruf ist. Ferner sind wir davon überzeugt, dass Beat Frey und die Corisol Holding AG von Ludwig M. Schneider über die wahren Pläne der CMI-Sanierer getäuscht worden sind.

Daher betonen wir ausdrücklich, dass die drei Parteien Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin nicht mit den Sanierern Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr der CMI Consult & Management International GmbH (CMI) zusammengewirkt haben. Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin waren in dem MCM-Geschäft lediglich seriöse Geschäftspartner, die Ludwig M. Schneider sich ausgesucht hatte.

Wir begrüßen es, dass die drei Parteien Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin sich explizit von den CMI-Sanierern distanzieren und die Geschäftsverbindungen zu diesen eingestellt haben.
Um eventuellen weiteren Missverständnissen vorzubeugen, würden wir daher gerne weitere Ausführungen des Herrn Beat Frey oder des Dr. Ernst Inderbitzin zur Kenntnis nehmen und diese hier weiter dokumentieren.

Denn unwiderlegbar

- hat die Corisol am Erwerb und Weiterverkauf der MCM-Markenrechte innerhalb von drei Monaten einen Gewinn von 100 % bzw. 15 Millionen DM gemacht
- hat die Corisol ein 15-Millionen-DM-Investment getätigt, ohne zuvor eine Due Diligence vorzunehmen
- haben die Sanierer Ludwig M. Schneider und Axel Krieger vor dem Verkauf der MCM-Markenrechte an die MCM-Holding AG, die der Corisol Holding AG gehörte, und Eckhard Spoerr kurz nach dem Verkauf sich an dem Geschäft beteiligt.

Von weiterem Interesse wäre es zu erfahren

- weshalb die Corisol Holding AG auf eine Due Diligence verzichtete,
- wer an dem Millionengewinn aus dem Weiterverkauf der MCM-Markenrechte partizipierte,
- wann die Corisol Holding AG bzw. Beat Frey Kenntnisse über die Rolle der Sanierer erlangten,
- aus welchem Grund die Herren Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr in den Monaten Oktober und Dezember 1997 Zahlungen auf das DM-Konto der Corisol Holding AG leisteten und
- welche Beträge im weiteren Verlauf und aus welchem Grund an die Sanierer Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr zurückflossen.

Wir freuen uns auf einen weiteren Austausch und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

whistler
Redaktion white-collar crime blog

Sonntag, 21. Oktober 2007

Zweiter Versuch

Beim Anbieter Blogsome.com ist mein erstes Weblog zum Thema white-collar crime ohne Vorwarnung, Hinweis oder anschließender Auskunft vom Netz genommen worden. Niemand reagierte auf meine Fragen nach den Gründen der Löschung.

Ich kann nur raten, was die Betreiber von Blogsome.com dazu bewogen hat. Ob mit Anwälten gedroht oder mit Geld gewunken wurde, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Ich habe die Geschichte der "MCM-Sanierer" erneut veröffentlicht und hoffe, sie nun für längere Zeit online halten zu können.

MCM - Die Zusammenfassung (Update 2)

Hier stelle ich ein Dokument zur Verfügung, das die Vorgänge um die Plünderung von MCM zusamenfasst. Über eine Verbreitung der Informationen würde ich mich sehr freuen.

Der Fall MCM ist mit den bisherigen Veröffentlichungen vorerst erzählt. Weitere Veröffentlichungen werden dann folgen, wenn neue Erkenntnisse aus vorliegenden Unterlagen bzw. zwischenzeitlich eingegangenen Hinweisen und Unterlagen gezogen werden können.

Update 25.10.07:
aktualisierte Version des Dokuments

Update 28.10.07
aktualisierte Version des Dokuments

Samstag, 20. Oktober 2007

Weitere Plünderungen durch die MCM-Sanierer

Die Münchener Sanierer um Ludwig M. Schneider und seine CMI Consult & Management International GmbH hatten neben ihrer unrühmlichen Tätigkeit bei MCM auch andere Unternehmen beehrt.

Der Fall Carrera
1994 z. B. hielten sie Einzug bei Carrera, dem Nürnberger Spielwarenhersteller mit den bekannten Carrera-Bahnen. Der damalige Inhaber war ebenso wie bei MCM Michael Cromer durch eine anonyme Strafanzeige ins Visier der Steuerfahndung geraten und wurde in Untersuchungshaft genommen. Die Hypo-Bank in Nürnberg, die das Vorratsvermögen teilweise finanziert hatte, gab den Vorgang an die Zentrale in München ab. Dort saß ein Mitarbeiter, zu dem Ludwig M. Schneider gute Kontakte unterhielt. In der Untersuchungshaft wurde der Carrera-Inhaber von Schneider besucht, so wie dieser 1996 MCM-Gründer Michael Cromer in seinem Schweizer Exil aufsuchte. Schneider bot seine Dienste an und betonte dabei auch seine guten Kontakte zur Hypo-Bank. Dem Carrera-Inhaber blieb in seiner Situation kaum eine andere Möglichkeit und er willigte in einen Beratungsauftrag mit Schneiders CMI ein.

Die Hypo-Bank wollte, dass die CMI-Berater eine sog. Querschnittsanalyse erstellen. Schneiders Gehilfen bei diesem Auftrag waren der damals 29-jährige Holger Thomä sowie der damals 26-jährige Hochschulabsolvent Axel Krieger, heute Finanzvorstand der freenet AG und Mitglied im Hamburger Landesbeirat der Commerzbank AG. Aber auch Mitarbeiter der Hypo-Bank wirkten an der Erstellung dieser Analyse mit.

Die Sanierer begannen ihre Arbeit nach einem bekannten Schema: die Arbeit des bisherigen Managements wurde diskreditiert und die Lage des Unternehmens durch falsche Bilanzierungen überdramatisiert. Im Fall Carrera bedeutete dies, dass ein Warenbestand in Höhe von 1,4 Millionen DM vorhanden war, bewertet zu Einkaufspreisen. Zu Verkaufspreisen betrug dieser Wert ca. 4,5 Millionen DM. Die Sanierer nahmen in ihrer Analyse eine Abwertung des Warenbestands vor, jedoch zu Verkaufspreisen. Somit belasteten sie das Ergebnis außerordentlich hoch. Wenn dieses Vorgehen bei einer Bilanzerstellung angewendet worden wäre, hätte es sich um eine eindeutige Bilanzfälschung gehandelt. Insgesamt konstruierten die Sanierer einen Verlust von 23 Millionen DM.

Ludwig M. Schneider führte entsprechende Gespräche mit der Presse, in denen die Lage dramatisiert wurde. Statt sorgfältiger Sanierungsarbeit produzierten Holger Thomä und Axel Krieger enorme Kosten und kündigten wichtige Geschäftsbeziehungen wie z. B. den über eine Vertriebskooperation mit Tchibo.

Kurz vor Weihnachten 1994 wurde der damalige Carrera-Inhaber aus der Untersuchungshaft entlassen, da kein Verdachtsmoment begründet werden konnte. Für Schneider und seine Gehilfen überraschend tauchte dieser nun wieder im Unternehmen auf. Einen am 19. Dezember 1994 angesetzten Termin bei der Hypo-Bank nahm Schneider nicht wahr. Stattdessen erschien Axel Krieger mit einem jungen Anwalt der Münchener Kanzlei Weitnauer bei diesem Termin. Die vorgesehene Präsentation traute Krieger sich angesichts der Teilnahme des Carrera-Inhabers nicht mehr zu halten, sondern sprach stattdessen nur immer wieder davon, wie dramatisch die Geschäftsentwicklung sei.

Für den 23. Dezember wurde ein weiterer Termin vereinbart, bis zu dem der Carrera-Inhaber sich einen Überblick verschaffen und der Bank seine Sicht der Dinge darlegen wollte. Dies wurde durch Ludwig M. Schneider dadurch sabotiert, dass er am 22. Dezember für das Unternehmen einen Konkursantrag gestellt hatte. Der Carrera-Inhaber konnte den Amtsrichter gemeinsam mit seinem Steuerberater von der Solvenz seines Unternehmens überzeugen, jedoch musste der Konkursantrag von Schneider zurückgezogen werden. Unterdessen hatte Schneiders Anwalt Dr. Wolfgang Weitnauer mitgeteilt, dass sein Mandant bereit sei, den Konkursantrag zurückzuziehen, wenn der Carrera-Inhaber zuvor unterschreibe, dass er auf jegliche eventuell geltend zu machenden Schadensersatzansprüche gegen Ludwig M. Schneider verzichte. Einen vollständigen Überblick hatte dieser sich nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft noch nicht verschaffen können und in Anbetracht der damaligen Lage betrachtete er es als das geringere Übel, diese Erklärung zu unterzeichnen, um wieder die Kontrolle über sein Unternehmen zu erlangen. Erst am folgenden Tag stellte man in den ganzen Wirren fest, dass Schneider sich, aus welchem Kalkül auch immer, gar nicht als Geschäftsführer hatte eintragen lassen und dessen Zustimmung zur Abwendung des Konkursantrages nicht erforderlich gewesen wäre.

Der Hypo-Bank wurde später ein Dossier über Ludwig M. Schneider zur Kenntnis gebracht, in dem auch der besagte Schneider Freund und Mitarbeiter der Hypo-Bank Erwähnung fand. Die Inhalte dieses Dossiers wurden durch das Landeskriminalamt (LKA) Bayern bereits überwiegend bestätigt. Bei den Ermittlern des LKA ist Schneider kein Unbekannter. Zwei Wochen später war besagter Herr nur noch ein Ex-Mitarbeiter der Hypo-Bank.

Weitere „Sanierungsfälle“
Weitere Unternehmen in Süddeutschland, in denen die Sanierer der CMI Consult & Management International GmbH ihr Unwesen trieben, sind die Obletter Spielwaren GmbH in Nürnberg/München, die Goebel Porzellanmanufaktur in Rödental, die die weltbekannten Hummelfiguren herstellt, ein Flachglashersteller aus Würzburg, sowie der Chipkartenhersteller ODS Landis & Gyr. Keiner der damals Verantwortlichen in den Unternehmen hat gute Erinnerungen an Ludwig M. Schneider und seine Gehilfen. Fast immer kamen die Sanierer über die Banken ins Spiel. Fast immer endete der Einsatz mit einem Verkauf der Unternehmen oder von Unternehmensteilen, überwiegend in die Schweiz. Ein Unternehmensinhaber hat heute sogar noch Angst vor Ludwig M. Schneider. Seine Ehefrau war dem Charme Schneiders erlegen und hatte im Bett Firmendetails ausgeplaudert, die auch den Fiskus interessiert hätten. Schneider nutzte dies, um den Inhaber mit diesen Kenntnissen zu erpressen.

Die Zöglinge Schneiders
Fraglich ist, wie Schneider seine jungen Gehilfen rekrutierte. Im Fall der beiden heutigen freenet-Vorstände Axel Krieger und Eckhard Spoerr sind die Lebensläufe öffentlich bekannt. Wie sie aber Schneider bzw. die CMI kennen lernten, ist offen. Die CMI Consult & Management International GmbH betreibt keine Öffentlichkeitsarbeit und schreibt auch keine Stellenangebote aus, da Schneider keine festen Beschäftigungsverhältnisse anbietet. Mittlerweile führt Schneider auch keine Gespräche mehr mit der Presse, um die Unternehmen, in denen er tätig ist, zu diskreditieren, da die Presse mittlerweile mehr an Informationen zur Person Schneiders interessiert ist. Im Fall MCM wurde dafür eine PR-Agentur eingesetzt, die die Presse gezielt mit Fehlinformationen versorgte. Das Unternehmen CMI verfügt derweil nur über einen Telefonbucheintrag und für die Presse ist Ludwig M. Schneider nicht zu sprechen. Schneider gibt sich sehr geheimnisvoll. Axel Krieger begann seine Karriere bei Schneider unmittelbar nach dem Studium, obwohl ihm wie seinem Studienfreund Eckhard Spoerr sicherlich auch die Wege zu großen Unternehmensberatungen offengestanden hätten. Ebenso hätte er auch eine Karriere im Familienunternehmen machen können. Trotzdem wählte er den Weg in ein Beschäftigungsverhältnis ohne Sicherheit. Schneider muss sehr überzeugend vermittelt haben, welche finanziellen Perspektiven bei ihm und seiner CMI bestehen.

Auch Eckhard Spoerr schien drei Jahre später davon überzeugt zu sein, dass sein Studienfreund Krieger die bessere Wahl getroffen hatte und schmiss seinen Job bei der renommierten Unternehmensberatung Booz Allen & Hamilton, obwohl er dort angeblich zu einem der Stars gezählt haben soll. Dass er diesen Wechsel vollzog, weil er es spannender fand, für fast tote Unternehmen in wenigen Wochen Überlebenskonzepte zu entwickeln, anstatt bei Booz Allen & Hamilton große Konzerne zu beraten, wie er es einmal in einem Interview erzählte, darf bezweifelt werden. Dieser Wechsel war wohl eher dem schnöden Mammon geschuldet. Auch die öffentlichen Darstellungen, dass die beiden heutigen freenet-Vorstände sich als Sanierungsberater selbstständig machten, entsprechen insofern nicht ganz der Wahrheit.

Zeitzeugen der damaligen Vorgänge waren verwundert, als sie erfuhren, dass Eckhard Spoerr bei freenet die ranghöhere Position bekleidet und Axel Krieger eher zu einer Nebenrolle verpflichtet wurde. Zur damaligen Zeit war Krieger so etwas wie Schneiders Kronprinz. Das zeigt sich einerseits an den Geldbeträgen, mit denen die Sanierer sich bei dem MCM-Deal jeweils an der Corisol beteiligt hatten und andererseits daran, dass Axel Krieger sich 1999 als Gesellschafter und Geschäftsführer an einer neu gegründeten CMI Consult & Management International GmbH beteiligen durfte. Auch bei den „Sanierungsaufträgen“ war eine klare Rangfolge zu erkennen. 1997 bei MCM wurde Krieger Prokurist, während Spoerr nur eine Beraterposition bekam. 1998 bei ODS Landis & Gyr wurde Krieger Geschäftsführer, während Spoerr nur Prokurist wurde. Auch soll Krieger selten eine Gelegenheit ausgelassen haben, zu demonstrieren, welchen Rang er in der CMI-Hierarchie innehatte.

Spoerr schien von den Entwicklungsmöglichkeiten bei Schneiders CMI dennoch so sehr angetan zu sein, dass er auch seinen Schulfreund Eric Berger davon überzeugen konnte, seine bisherige Vertriebskarriere zu beenden und als „selbstständiger“ Sanierungsberater mit im CMI-Netzwerk einzusteigen. Auch seinen ehemaligen Kollegen von Booz Allen & Hamilton Christoph Bergner konnte Spoerr von einem Einstieg ins Sanierergeschäft überzeugen. Dieser gründete im Jahr 2000 die ominöse Schweizer Gesellschaft, die durch „Geschäfte“ mit freenet mindestens 70 Millionen Euro erhielt.

Demzufolge besteht der freenet-Vorstand heute zu 75 Prozent aus Zöglingen Ludwig M. Schneiders. Welche Positionen darüber hinaus mit Personen aus diesem Netzwerk besetzt wurden, wird noch herauszufinden sein.

In einem weiteren Punkt sind Axel Krieger und Eckhard Spoerr den alten Verbindungen auf jeden Fall treu geblieben. Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Weitnauer ist heute noch für beide freenet-Vorstände tätig, wenn es um delikate Angelegenheiten geht.

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (5.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 5. Akt


Darsteller: Martin Frey, Axel Krieger, Dr. Irene Schneider, Ludwig M. Schneider, Ursula Spoerr, Eckhard Spoerr, Dr. Ernst Inderbitzin


Verräterische Kontoauszüge
Im weiteren Ablauf dieser unrühmlichen Ruinierung des Unternehmens MCM begann die Interboden MBH AG, die Unoplan Handels- und Verwaltungs AG in der Schweiz zu verklagen und mit Strafanzeigen zu überziehen. Interboden fühlte sich betrogen, die wertlose MCM GmbH gekauft zu haben und mit dem Gesellschafterdarlehen über 11,2 Millionen DM auch noch die Zerschlagungsarbeit der Sanierer bezahlt zu haben. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen nahm unter dem Aktenzeichen ST.203.13782 Ermittlungen auf und Untersuchungsrichter Martin Frey beschlagnahmte unter anderem Kontoauszüge der Corisol Holding AG. Interboden soll später von Unoplan Gelder erhalten haben und damit ruhiggestellt worden sein.


Die Kontoauszüge der Corisol fanden indes irgendwann auch ihren Weg über die schweizerische Grenze nach Deutschland und zeigen, welche eigenen Zwecke die Sanierer verfolgten, als sie die MCM-Markenrechte an die von der Corisol gegründete MCM-Holding AG für 15 Millionen DM verkauften. Immerhin wurde die Gesellschaft vier Monate später zum doppelten Preis von der Corisol verkauft.


Die Herren Schneider, Krieger und Spoerr waren dabei besonders clever und hatten sich selbst an dem Geschäft der Corisol beteiligt. So gingen auf dem DM-Konto der Corisol bei der Bank Hofmann AG Zürich folgende Beträge ein:


13.10.1997: DM 900.000 Axel Krieger
14.10.1997: DM 1.500.000 Dr. Irene Schneider, Ehefrau Ludwig M. Schneiders

Am 16. Oktober 1997 wurden die MCM-Markenrechte an die Corisol verkauft.


Am 8. Dezember 1997 verstrich das Vorkaufsrecht der Eheleute Cromer für die MCM GmbH. Diese fanden aber keine Investoren, die sich mit daran beteiligt hätten. Zudem war die MCM GmbH nur noch eine wertlose Hülle, sofern keine Lizenzvereinbarung mit der MCM-Holding AG bestand, die die Markenrechte besaß. Und die Lizenzvereinbarung wäre bei Ausüben des Vorkaufsrechts der Cromers sofort durch die MCM-Holding AG, die unter der Kontrolle der Corisol stand, kündbar gewesen.


Nach Ablauf des Vorkaufsrechts war der Deal für die Corisol sicher und auch Eckhard Spoerr stieg noch mit ein. Zumindest gingen anschließend noch folgende Beträge auf dem DM-Konto der Corisol ein:


12.12.1997: DM 170.000 Steuerberaterin Ursula Spoerr, Eckhard Spoerrs Mutter
18.12.1997: DM 400.000 Scheckeinreichung (Aussteller nicht zu identifizieren)


Auf einem weiteren Corisol-Konto waren noch folgende Beträge eingegangen:


22.10.1997: CHF 275.000 Dr. Ernst Inderbitzin
24.10.1997: CHF 135.000 Dr. Ernst Inderbitzin


An dem 15-Millionen-Investment der Corisol beteiligten sich diese Herren also mit rund 3,5 Millionen DM. Ludwig M. Schneider alleine mit 10 Prozent, was ebenfalls seiner Quote entsprach, die er im Frühjahr 1997 bei dem bereits erwähnten Molkerei-Deal mit Beat Frey bekommen haben soll.


Das Fazit
Die Sanierer Schneider, Krieger und Spoerr hatten sich also zuvor selbst bzw. über Strohmänner/-frauen an der Gesellschaft beteiligt, an die sie die MCM-Markenrechte verramschten. Sie haben die Rechte demzufolge an sich selbst verkauft. Und das auch noch weit unter Wert, der laut Gutachten 26,9 Millionen DM betrug. Dass dies nicht dem Beratungs- und Sanierungsauftrag entsprach, den sie von Michael Cromer erhalten hatten, versteht sich von selbst.
Im Fall von Schneider, der Geschäftsführer von MCM war, stellt das Vorgehen eine klassische Untreuehandlung dar, bei Krieger als Prokurist und Spoerr immerhin eine Beihilfe zur Untreue.
Auch wenn diese Vorgänge in Deutschland strafrechtlich schon verjährt sind, so könnten sie für die aktuellen Ermittlungen gegen Spoerr und Krieger doch einige Anhaltspunkte für die Strafverfolger bieten. So verfügten beide schon vor ihrer Zeit bei freenet über genaue Kenntnisse der Vorzüge von Schweizer Aktiengesellschaften. In einem Dossier (pdf-Dokument) zu ihren Tätigkeiten bei freenet wird nämlich der Eindruck erweckt, dass sie sich an einer Schweizer Gesellschaft beteiligt haben könnten, die ein guter Freund der beiden Herren gegründet hat und die anschließend rund 70 Millionen Euro aus dubiosen Transaktionen mit freenet erhielt.


Die Vorgänge bei MCM belegen, dass sie schon damals genügend kriminelle Energie besaßen, sich ggf. über Strohmänner/-frauen an einer Schweizer Gesellschaft zu beteiligen, die sie dazu nutzten, private Vorteile aus fremdem Vermögen zu ziehen.


Ein weiterer Aspekt ist der der Steuerhinterziehung. Diese verjährt erst nach zehn Jahren. Den Gewinn aus dem MCM-Geschäft erzielte die Corisol erst in 1998. Oft werden von deutschen Staatsbürgern Gewinne aus solch dubiosen Geschäften gleich auf Konten in der Schweiz belassen und dem deutschen Fiskus nicht angezeigt. Für die Finanzbehörden dürfte es nun ein Leichtes sein, die Steuererklärungen der Jahre ab 1998 der Herren daraufhin zu überprüfen. Bei einer Verdopplung des Wertes der MCM-Holding dürfte auch für jeden der Beteiligten ca. der jeweilige Einsatz als Gewinn gemacht worden sein. Dass die Steuerfahndung eine sehr unangenehme Strafverfolgungsbehörde sein kann, musste auch schon Al Capone erfahren.


Lesen Sie in der nächsten Folge, wie die Sanierer auch schon andere Unternehmen plünderten.

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (4.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 4. Akt

Darsteller: Axel Krieger, Ludwig M. Schneider, Dr. Josef Zeller, Eckhard Spoerr, Dr. Hans Schaefer, Margit Warneke, Heinrich Müller-Feyen

Die Pressekonferenz
Auf einer Pressekonferenz in der MCM-Firmenzentrale am Leuchtenbergring 20 in München am 11. Dezember 1997 hatte es noch ganz anders geheißen. Vom Alleingeschäftsführer Ludwig M. Schneider hieß es dort zunächst, dass er einen anderen Termin wahrnehmen müsse und deshalb nicht anwesend sein könne. Tatsächlich saß er während der Pressekonferenz unerkannt unter den Journalisten und gab sich erst am Ende zu erkennen, ohne aber das Wort zu ergreifen. Die Pressekonferenz hielt stattdessen sein Zögling und für Finanzen zuständiger Prokurist Axel Krieger, der berichtete, dass die MCM GmbH einen Zuschuss der MCM Holding AG in Höhe von 30 Millionen DM erhalten solle. Kein Wort davon, dass es sich dabei lediglich um ein nachrangiges Gesellschafterdarlehen handeln sollte. Krieger lobte noch die Reuschel-Bank, ohne deren gnädiges Verhalten MCM nach seinen Darstellungen Ende 1996 insolvent gewesen wäre, da die Gesellschaft ein negatives Eigenkapital aufwies. Mit dem Wissen, dass Krieger am gleichen Morgen noch mit der Vertreterin der Reuschel-Bank im Bett gelegen hatte, klingt dieser Lobgesang auf die Bank gleich ganz anders.

Auch Dr. Josef Zeller, der nach dem Verkauf an die MCM-Holding in Zug keine Aufgabe mehr zu erfüllen hatte und demzufolge seit dem 17. Oktober auch nicht mehr Treuhänder der Eheleute Cromer war, somit gar nichts mehr mit MCM zu tun hatte und auch nie im Interesse der Cromers gehandelt hatte, saß auf dem Podium und ließ sich von der Presse feiern. Nicht einmal vier Monate später musste MCM Konkurs anmelden.

Der Todesstoß
Nachdem die Sanierer vom sicheren Geldeingang wussten, langten sie in den darauf folgenden Wochen noch einmal richtig zu. Obwohl MCM durch den Verkauf der Markenrechte der Seele beraubt worden und das Ende der Gesellschaft nur noch eine Frage der Zeit war, arbeiteten sie, so steht es zumindest auf den Rechungen von CMI an MCM, bis zu 25 Tage im Monat für MCM. Neben Schneider, der mit 3.600 DM pro Tag abgerechnet wurde, waren dies Axel Krieger und Eckhard Spoerr sowie ein weiterer Berater und zeitweise auch Schneiders Bruder, die mit 2.500 DM pro Tag abgerechnet wurden. So wurden z. B. für Dezember 1997 mit Rechnung vom 30.12.1997 245.350 DM zzgl. Umsatzsteuer und für Januar 1998 mit Rechnung vom 02.02.1998 270.550 DM zzgl. Umsatzsteuer bei der MCM GmbH abgerechnet. Auf der Rechnung für Januar 1998 vermerkte Schneider handschriftlich, dass AK (Axel Krieger) prüfen solle, ob die abgerechneten Tage geleistet wurden. Krieger vermerkte ebenfalls handschriftlich, dass sogar ca. 25 Prozent mehr Manntage geleistet wurden, als abgerechnet.

Insofern müsste MCM Schneiders CMI wohl auch noch dankbar sein. Die Rechnungen waren an MCM, z. Hd. Axel Krieger adressiert. Kriegers Arbeitstage wurden ebenfalls darauf berechnet. Die Sanierer kontrollierten sich selbst. Ein Aufsichtsorgan existierte nicht. Die Kontrolle war ausgeschaltet und dem Betrug Tür und Tor geöffnet.

Reisekosten wurden noch separat abgerechnet und auch die hatten es in sich. Damit Schneiders Bruder im Januar 1998 drei Tage beratend tätig sein konnte, musste er aus Griechenland anreisen, was zusätzlich mit 3.169 DM zu Buche schlug. Im November hatte die gleiche Aktion Nebenkosten von 4.230 DM verschlungen. Schneider, Spoerr und ein weiterer Sanierer statteten im gleichen Monat noch Singapur und Hong Kong einen Besuch ab, was pro Person rund 10.000 DM an Kosten verschlang. Drei Monate später musste MCM Konkurs anmelden.
Spoerr war im Oktober 1997 noch eine Woche in Mailand gewesen. Im Dezember hatte es ihn erneut einen Tag nach Mailand verschlagen und eine Reise nach New York belastete das Budget mit 5.419 DM. Ob dies geschäftlichen Zwecken oder Weihnachtseinkäufen diente, ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Und auch sonstige Nebenkosten fielen in nicht unerheblicher Höhe an. Rund 5.000 DM berechnete Schneiders Truppe jeden Monat an Telefonkosten. Für Sekretariats- und Kopierarbeiten fielen jeden Monat zwischen 500 und 1.000 DM an, obwohl Schneider bei MCM auf ein funktionierendes Sekretariat zurückgreifen konnte. Es erweckt den Eindruck, dass Schneider auch noch die letzten Fixkosten seiner CMI bei MCM abrechnete, obwohl diese die CMI kaum belastet haben dürften. Schneiders „Mitarbeiter“ nämlich waren nie bei ihm angestellt, sondern stellten nur nach angefallener Arbeit eigene Rechnungen an CMI. Eine klassische Form der Scheinselbstständigkeit, bei der die Sozialversicherungen um die Abgaben geprellt wurden.

Große Fixkosten schien die CMI nicht zu haben. Die Gesellschaft betrieb keine Werbung, hat noch nicht mal heute einen Internet-Auftritt. Alle paar Jahre wird die Gesellschaft gelöscht und eine neue, ähnliche oder gleichlautende GmbH wird gegründet. Anfang der Neunziger Jahre firmierte die Gesellschaft noch unter C & M Consult & Management International GmbH. Ludwig M. Schneider hält sich bedeckt, was Öffentlichkeit angeht, lässt sich nie fotografieren. Jahresabschlüsse der Gesellschaft werden nie beim Handelsregister eingereicht.

Axel Krieger hatte sich bei Schneider schließlich so weit heraufgedient, dass er sich im Frühjahr 1999 an einer neu gegründeten CMI sogar als Gesellschafter beteiligen durfte.

Aber auch innerhalb der MCM-Holding sollte Krieger schon eine besondere Rolle spielen. Mit Datum vom 9. Januar 1998 verfasste Dr. Hans Schaefer von der Kanzlei Weitnauer ein Schreiben an seine Kollegin Wakaba Hara von der Kanzlei Mitsui Yasuda Wani & Maeda bezüglich der Gründung der Gesellschaft „MCM of Japan K.K.“, einer Tochtergesellschaft der MCM-Holding in Zug mit folgendem Gesellschaftszweck:

(1) import, distribution of MCM fashion
(2) goods and manufacture of MCM fashion
(3) goods

Axel Krieger sollte President von MCM of Japan und einer von drei gesetzlich vorgeschriebenen Direktoren werden. Chairman sollte Ludwig M. Schneider werden.

Dies passte in das von Schneider entworfene Konzept einer MCM-Weltholding. Nur hatte dies nichts mehr mit der MCM GmbH in München zu tun, mit der Schneiders CMI GmbH einen Beratungsauftrag hatte und deren Sanierung er eigentlich betreiben sollte. Die Tätigkeiten und Reisen, die Schneider, Krieger und Spoerr bei der MCM GmbH abrechneten, standen nicht mehr im Zusammenhang mit der Gesellschaft, die wenige Wochen später konkursreif war. Ihre Tätigkeit drehte sich nur noch um die MCM-Holding, ihre Weltholding, in die sie die Markenrechte verschoben hatten.

Der neue Anteilseigner der MCM, die Interboden MBH AG, verlangte indes zwar Einblick in die MCM-Geschäftsbücher, doch wurde ihm dies von Schneider verwehrt. Als es nicht mehr anders aufzuhalten war, bot Schneider am 19. Februar 1998 seinen Rücktritt an, der am 25. Februar erfolgte. Nicht jedoch, ohne noch eine letzte Zahlung an seine CMI in Höhe von 1,126 Millionen DM vorzunehmen.

Der Einblick in die entsprechenden Geschäftsunterlagen blieb Interboden jedoch auch dann noch verwehrt, da Schneider die Unterlagen entwendet hatte, wie die später eingesetzte Rechtsanwältin, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin Margit Warneke in einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München vom 15. September 1998 gegen Schneider ausführte.
Der später tätige Konkursverwalter Heinrich Müller-Feyen konnte an der Entnahmepolitik Schneiders nichts Verwerfliches finden. In der ersten Gläubigerversammlung äußerte Müller-Feyen, der mit Ludwig M. Schneider gut bekannt ist, dass Schneiders Honorarsätze üblich seien, schließlich befände man sich hier nicht im Bereich der Sozialhilfesätze.

Lesen Sie im fünften Akt dieses Trauerspiels, wie verräterische Kontoauszüge aus der Schweiz in die – aus Sicht der Sanierer – falschen Hände gelangten.

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (3.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 3. Akt

Darsteller: Beat Frey, Dr. Josef Zeller, Ludwig M. Schneider, Axel Krieger, Dr. Wolfgang Weitnauer, Ingrid Kellerer, Peter Bachmann, Dr. Ernst Inderbitzin

Auftritt Beat Frey
Am 25. September 1997 hingegen ging bei dem Treuhänder Dr. Zeller um 8:10 Uhr ein Angebot der Schweizer Corisol Holding AG ein, die dem Investor Beat Frey gehört. Dieses Angebot war jedoch befristet bis zum 1. Oktober 1997 und mit einer Geheimhaltungspflicht gegenüber den Altgesellschaftern, also den Eheleuten Cromer, bis zur finalen Ausfertigung bzw. Beurkundung der Verträge versehen.

Wenige Monate zuvor hatte Schneider bereits einen gemeinsamen Firmenverkauf einer Schweizer Molkerei mit Beat Frey getätigt, an dessen Ende sich zwei US-Amerikaner um 4,74 Millionen US-Dollar betrogen fühlten, weil die Bilanzen der Molkerei gefälscht gewesen sein sollten. In ihrem Auftrag entstand ein Dossier einer internationalen Wirtschaftsdetektei, auf dessen Inhalt hier später noch eingegangen wird. Auch ein Jahr nach der MCM-Plünderung, als Axel Krieger und Eckhard Spoerr bei einer Sparte von ODS Landis & Gyr als Sanierer eingesetzt waren, verkauften sie diese an eine Investorengruppe, zu der wiederum Beat Frey gehörte.
Weniger als zwei Stunden nach Eingang des Angebots, begann um 10 Uhr die nächste Lenkungsausschusssitzung der Banken, an der neben Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Dr. Josef Zeller auch Schneiders Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Weitnauer teilnahm. Schneider und Krieger erzeugten zum wiederholten Male Horrorszenarien, wie es um MCM und die Forderungen der Banken bestellt sei, wenn nicht schnellstens ein Verkauf an einen Investor stattfinde. Obwohl das Angebot der Corisol an Dr. Zeller in seiner Funktion als Treuhänder erst zwei Stunden vor Sitzungsbeginn eingegangen war, konnte Schneider es inhaltlich wiedergeben, als habe er es selbst verfasst. Geschickt verstand es Schneider, die – mutmaßlich außer der Vertreterin der Reuschel-Bank – gutgläubigen Bankenvertreter in Richtung eines getrennten Verkaufs der Markenrechte zu bringen.

Mit Ausnahme der Zustimmung des Vertreters der Eheleute Cromer wurde die Geschäftsführung in Person von Ludwig M. Schneider daraufhin ermächtigt, Verhandlungen über den einzelnen Verkauf der Markenrechte zu führen, wie es von Corisol angeboten worden war. Nach Schneiders Auffassung sei darüber hinaus aufgrund des Zeitdrucks jedoch auch noch eine Abschlussvollmacht für die Geschäftsführung erforderlich. Diese Auffassung wurde von Ingrid Kellerer von der Reuschel-Bank sowie Schneiders Anwalt Dr. Weitnauer, von dem niemand genau wusste, was er in dieser Sitzung verloren hatte, geteilt.

Einen Tag später, am 26. September 1997, empfahl das konsortialführende Bankhaus Reuschel, vertreten durch Axel Kriegers damalige Lebensgefährtin Ingrid Kellerer, das Angebot der Schweizer Corisol Holding anzunehmen. In dem Schreiben des Bankhaus Reuschel an den Treuhänder Dr. Zeller wird das Angebot der Corisol sogar als „Glücksfall“ bezeichnet. Obwohl sich zwischenzeitlich mehrere potenzielle Investoren, mit denen die Eheleute Cromer in Gesprächen standen und die, vorbehaltlich einer Due Diligence, zwischen 40 und 60 Millionen DM zu zahlen bereit waren, bei Dr. Zeller gemeldet hatten, erteilte dieser abschlägige Antworten und nahm am 1. Oktober 1997 das Angebot der Corisol Holding AG an. Selbst eine mit einem anderen Investor vereinbarte Due Diligence wurde kurzfristig wieder abgesagt.

Aufgrund der vereinbarten Geheimhaltungspflicht wurden die Anteile der Eheleute Cromer und die MCM-Markenrechte quasi über ihre Köpfe hinweg verkauft. Zwar erhielten sie ein Vorkaufsrecht für die Gesellschaftsanteile, falls die von der Corisol Holding AG eigens dafür neu gegründete MCM Holding AG mit Sitz im schweizerischen Zug die Anteile weiterveräußern sollte, doch war durch die Abtrennung der Markenrechte und einer weiteren Klausel dieses Vorkaufsrecht nicht das Papier wert, auf dem es gedruckt war. Ohne die Markenrechte war die ehemalige MCM GmbH in München eine wertlose Hülle geworden.

Die Gründung der MCM Holding AG in Zug wurde durch den Notar Peter Bachmann beurkundet. Dieser Peter Bachmann hatte auch wenige Monate zuvor die angebliche Richtigkeit der Bilanzen der Molkerei in dem bereits erwähnten Deal mit den Amerikanern bestätigt. Von einer solchen Aussage wollte Bachmann später nichts mehr wissen. Pikant daran ist, dass Ludwig M. Schneider sich selbst nur als Vermittlungsagenten darstellte, der 10 Prozent der 4,74 Millionen US-Dollar von Beat Frey erhalten habe. Doch sagte Schneider auch, dass Notar Peter Bachmann ebenfalls 10 Prozent erhalten habe. Eine etwas unüblich anmutende Honorarvereinbarung für einen Notar.

Der Deal
Am 12. Oktober 1997 trafen sich die Eheleute Cromer mit Beat Frey in der Schweiz. Dieser war in Begleitung von Dr. Ernst Inderbitzin, den er als seinen Architekten vorstellte. Inderbitzin hatte für Freys Corisol Holding AG wenige Tage zuvor die MCM Holding AG in Zug gegründet, was aber damals nicht erwähnt wurde. Frey bot Cromer bei dieser Besprechung an, ihm einen Beratervertrag bei der MCM Holding zu geben, unter der Bedingung, dass nichts Negatives gegen MCM verlaute.
Am 16. Oktober 1997 wurde zwischen der Münchener MCM GmbH, vertreten durch Ludwig M. Schneider, und der MCM Holding AG in Zug, vertreten durch Dr. Ernst Inderbitzin ein Kaufvertrag über die MCM-Markenrechte für 15 Millionen DM geschlossen. Die Anteile an der MCM GmbH wurden für 1,00 DM an die MCM Holding AG verkauft mit der Bedingung, der MCM GmbH ein nachrangiges Darlehen über 11,2 Millionen DM zu gewähren. Dies stand jedoch unter auflösender Bedingung, falls die Eheleute Cromer von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen würden.

Zugleich hatte die Corisol in der Schweiz bereits Gespräche mit Interessenten aufgenommen, an die sie MCM weiterverkaufen wollte. Die MCM-Holding AG, die nur die MCM-Markenrechte hielt, die sie für 15 Millionen DM gekauft hatte, wurde am 5. Februar 1998, also knappe vier Monate später, an die Unoplan Handels- und Verwaltungs AG in St. Gallen für 30 Millionen DM weiterverkauft. Die MCM GmbH wurde abgespalten und an die Interboden MBH AG in Oberuzwil, ein Handelsunternehmen für hochwertige Lederwaren, verkauft. Auch hier kamen die Herren wieder bei Notar Peter Bachmann in Einsiedeln zusammen, der alles beurkundete, was zu beurkunden war.

Der Interboden MBH AG wurde sodann auch das Gesellschafterdarlehen über 11,2 Millionen DM an die MCM GmbH aufs Auge gedrückt. Gezahlt hatte sie diese bereits am 16. Dezember 1997. Aus diesem Geldeingang wurde der Bankenpool mit rund 8 Millionen DM abgefunden und rund 3 Millionen DM gingen an die MCM GmbH.

Ludwig M. Schneider bediente sich aus diesem Geldeingang ebenfalls. Von Dezember 1997 bis Februar 1998 überwies er Beraterhonorare und Spesen seiner CMI GmbH in Höhe von 2,154 Millionen DM.

Lesen Sie im vierten Akt dieses Trauerspiels, wie die Sanierer MCM vollends ausplünderten, nachdem frisches Geld in die Gesellschaft geflossen war.

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (2.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 2. Akt

Darsteller: Dr. Josef Zeller, Ludwig M. Schneider, Axel Krieger, Johann Kärtner, Dr. Wolfgang Weitnauer

"Bekannte Gründe"
Angetrieben durch die düstere Propaganda der Sanierer nötigten die Banken Anfang März 1997 die Eheleute Cromer, ihre 75,1 Prozent der MCM-Anteile an einen Treuhänder zu übertragen. Treuhänder wurde der Münchener Rechtsanwalt Dr. Josef Zeller. Eine Woche nach Abschluss des Treuhandvertrags hatte Zeller, der eigentlich die Interessen der Eheleute Cromer treuhänderisch zu wahren hatte, eine Gesellschafterversammlung einberufen, auf welcher der Anstellungsvertrag Michael Cromers gekündigt und Schneider zum Alleingeschäftsführer von MCM bestellt wurde. Cromer wurde in einem kurzen Schreiben von Zeller (abgedruckt auf Seite 188 des Buches "Die Michael Cromer München Story") darüber informiert mit dem Hinweis, dass sein Anstellungsvertrag gekündigt wurde, da „aus den bekannten Gründen keinerlei Vertrauensverhältnis mehr bestehe.“ Die sog. bekannten Gründe waren für Cromer jedoch vollkommen unbekannt und wurden ihm auch nicht näher erläutert.

Ludwig M. Schneider machte seine rechte Hand Axel Krieger am gleichen Tag zum Prokuristen bei MCM. Die zweite Führungsebene von MCM wurde systematisch kaltgestellt und von Informationen und Entscheidungen abgeschnitten.

Der Münchener Notar Johann Kärtner beurkundete sowohl diese Gesellschafterbeschlüsse als auch später im Februar 1998 die Verträge über den Verkauf der MCM-Markenrechte und der MCM GmbH in die Schweiz. Angeblich mussten ihn die Vertragsbeteiligten lange bearbeiten, um ihn von der Ordnungsmäßigkeit der Vorgehensweise zu überzeugen. Schließlich fügte sich Kärtner dem Willen von Dr. Josef Zeller und Ludwig M. Schneider und setzte dann doch seine mikroskopisch kleine Unterschrift unter die mehr als zweifelhaften Abmachungen.

Im Januar 2007 ließ sich feststellen, dass der Notar Johann Kärtner bei Gericht der Erste war, der Einsichtnahme in die Konkursunterlagen der MCM GmbH beantragt und erhalten hatte, die erst kurz zuvor zur Einsicht freigegeben worden waren. Über den Grund und für wen er diese Einsichtnahme vornahm, lässt sich nur spekulieren. Denkbar wäre jedoch, dass auch die Sanierer wissen wollten, was denn an unangenehmen Details an die Öffentlichkeit gelangen könnte, da Michael Cromer nie aufgehört hatte, dafür zu kämpfen, seinen Namen wiederherzustellen. Wäre Cromer wieder gesund geworden, hatte er auch vor, den gerichtlichen Kampf um Schadensersatz erneut aufzunehmen.

Eine Woche nach der Abberufung Cromers forderte Dr. Wolfgang Weitnauer, der Anwalt Schneiders, den bisher in Abstimmung mit den Banken eingesetzten Treuhänder für die MCM-Markenrechte Dr. von Linstow auf, seine Tätigkeit niederzulegen. Dabei unterstellte Weitnauer dem Berufskollegen von Linstow, Anwalt einer Großkanzlei mit über 350 Rechtsanwälten sogar einen Interessenskonflikt, weil ein anderer Anwalt dieser Großkanzlei für einen ehemaligen MCM-Geschäftsführer tätig war. Von Linstow ließ sich von Weitnauer jedoch nicht unter Druck setzen und erfüllte seine Aufgabe so lange, bis die Banken befriedigt und seine Treuhänderschaft dadurch obsolet geworden war. Die Markenrechte fielen danach automatisch zurück an MCM. Die Sanierer hatten aber scheinbar im Sinn gehabt, schon viel früher wieder über die Markenrechte verfügen zu können.

Ehemalige Mitarbeiter der Kanzlei Weitnauer wussten zu berichten, dass bei einem Besuch des Ludwig M. Schneider alle Mitarbeiter stramm zu stehen hatten.

Von der Umsetzung der Weltholding-Pläne Schneiders war wenig bis nichts zu verspüren. Um Geschäftigkeit vorzutäuschen, kamen Schneider und seine ebenfalls branchenfremden Jungsanierer auf immer absurdere Ideen. Mal wollte man in die Schuhproduktion einsteigen, mal wurde eine Agentur beauftragt, ein neues Logo für MCM zu entwerfen. Ein Unternehmen, das mit Reisegepäck weltweit etabliert war, wollten die Sanierer nun plötzlich im Schuhgeschäft positionieren. Und ein Logo, das weltweite Bekanntheit besaß, wollten sie austauschen. Statt sinnvoller Tätigkeit kündigten die Sanierer Verträge mit wichtigen Lizenznehmern, unter anderem mit GTC, um diese, wie Schneider ja bereits in New York und gegenüber den Banken erwähnt hatte, gefügig zu machen und verschlimmerten so die Lage. Was immer sie taten oder auch nicht taten, es schien so geheim zu sein, dass Axel Krieger sein Notebook nie aus den Augen ließ und es sogar mit auf die Toilette nahm.

Im August 1997 kündigten die Gläubigerbanken ein zwischenzeitlich getroffenes Stillhalteabkommen mit MCM für den 30. September 1997. Führend bei allen Aktionen des Bankenpools war das Bankhaus Reuschel & Co. Als Vertreterin im sog. Lenkungsausschuss der Banken saß für die Reuschel-Bank Ingrid Kellerer in leitender Position. Diese war zuvor die Geliebte Schneiders gewesen und anschließend die Lebensgefährtin Axel Kriegers geworden. MCM-Mitarbeiter bekamen mit, wie Frau Kellerer von Schneider wiederholt mit MCM-Taschen beschenkt wurde.

Investorensuche
Die Eheleute Cromer begannen daraufhin, mit verschiedenen Investoren Verhandlungen über den Verkauf ihrer Anteile aufzunehmen. Im September 1997 gingen Angebote mehrerer Investoren ein. Die Sanierer machten viele dieser Angebote dadurch zunichte, dass sie im Vorfeld die Hinterlegung eines zu zahlenden Kaufpreises verlangten. Selbst Bankbürgschaften von weltweit namhaften Bankinstituten, z. B. der Bank of New York, reichten ihnen nicht aus, obwohl dies den üblichen Vorgehensweisen bei solchen Transaktionen entspricht. Die Sanierer hatten eigene Pläne im Sinn.

Lesen Sie im dritten Akt dieses Trauerspiels, welche Verbindungen und Kontakte Ludwig M. Schneider in die Schweiz unterhielt und wie die Reuschel-Bank scheinbar von Schneider gelenkt wurde.

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (1. Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 1. Akt

Darsteller: Ludwig M. Schneider, Marco Mariani, Axel Krieger

„Lass das nur meine Sorge sein“
Die Sanierer begannen ihre Arbeit bei MCM im Dezember 1996. Ludwig M. Schneider flog am Tag nach dem Vertragsabschluss zwischen MCM und seiner CMI nach New York und stellte dort vor Investoren ein Konzept einer MCM-Weltholding vor, dass er entweder in der Nacht aus dem Hut gezaubert hatte oder aber schon von langer Hand geplant hatte, bevor er den Zuschlag bei MCM erhalten hatte. Ausgangslage für Schneiders USA-Reise war, dass Dr. Heiner Cromer, der Bruder Michael Cromers, über seine Gesellschaft das USA-Geschäft von MCM kontrollierte.
Der inzwischen tödlich verunglückte Marco Mariani, ein Berater für das USA-Geschäft von MCM, fertigte über Schneiders New York-Aufenthalt ein Protokoll an.

Am 16. Dezember 1996 kamen Mariani und Schneider abends in der Bar des Hotel Plaza Athene zusammen. Bei diesem Gespräch erläuterte Schneider, wie er gedachte, Heiner Cromer dazu zu bewegen, seine Gesellschaft zu einem möglichst geringen Betrag an die MCM GmbH in München zu verkaufen.

Am Morgen des 17. Dezember wurde dieses Gespräch im Hotel fortgesetzt. Mariani meinte, dass es schwierig sein werde, alle divergierenden persönlichen und geschäftlichen Interessen zielgerichtet unter Kontrolle zu bringen. Schneider entgegnete daraufhin, dass es ganz klar seine Absicht sei, sich bzw. seiner CMI 25,1 Prozent der Anteile von MCM anzueignen und dass damit die Kontrolle über MCM sichergestellt wäre. Er führte dazu noch aus, dass ihm diese nach deutschem Recht eine Sperrminorität darstellende Anteilsquote reichen würde, um die Geschicke von MCM wesentlich beeinflussen zu können. Auf Marianis Nachfrage, wie er gedenke, sich diese Anteile zu sichern, meinte Schneider lachend: „Lass das nur meine Sorge sein. Zuerst allerdings, müssen wir den Heiner Cromer rauskriegen und die Kontrolle über seine Gesellschaft bekommen.“

In einer Sitzung am Nachmittag des gleichen Tages in der Kanzlei des Anwalts Robert Tucker präsentierte Schneider dann zum ersten Mal das Konzept einer MCM-Weltholding. In der Sitzung ging es nur noch darum, wie man dies auf der bevorstehenden Bankensitzung am 19. Dezember 1996 in München den Banken schmackhaft präsentieren könne. Der Anwalt wurde beauftragt, eine schriftliche Expertise zu erstellen, aus der alle für die MCM GmbH in München ungünstigen und negativen Folgen hervorgehen sollten, falls sich die Banken oder die anderen Gesellschafter (die Eheleute Cromer und der Lizenznehmer GTC) gegen das Holding-Konzept stellen würden.

Am Morgen des 18. Dezember erzählte Schneider Mariani beim gemeinsamen Frühstück im Hotel Plaza Athene, dass er Michael Cromer vom Holding-Konzept habe überzeugen können. Lediglich der Lizenznehmer GTC, der 24,9 Prozent an der MCM GmbH hielt, sei nicht bereit, dieses Konzept mitzutragen. Schneider zufolge dürften die Banken bei der Sitzung am nächsten Tag jedoch nichts von der GTC-Absage erfahren. Er würde sich zunächst bei den Banken „durchbluffen“ und wenn er danach Zeit habe, GTC zu einer Zusage bewegen können. So bestand Schneider auch darauf, dass Mariani mit nach München zur Bankensitzung komme und bei Bedarf Schneiders Ausführungen unterstütze. Schneider gab Mariani sogar spezifische Instruktionen, wie dieser sich den Bankenvertretern gegenüber zu verhalten habe und an welcher Stelle er Mariani ansprechen würde. Im Wesentlichen ging es darum, den Banken ein Horrorszenario mit der Gefährdung ihres gesamten Kreditengagements vorzuspielen, sollten sie nicht das von Schneider präsentierte MCM-Holding-Konzept mittragen.

Am 19. Dezember 1996 begann um 13 Uhr in der MCM-Firmenzentrale am Leuchtenbergring in München die Bankensitzung. Ludwig M. Schneider präsentierte plangemäß sein Konzept. Lediglich ein Vertreter der Deutschen Bank stellte die Frage, ob GTC das Holding-Konzept mittragen würde. Schneider antwortete daraufhin ausweichend: „Im Prinzip ist GTC bereit, sich in die neue MCM-Holding einzugliedern. Allerdings besteht zurzeit noch keine feste, schriftliche Zusage.“ Auf die anschließende Frage des Bankers, wann mit einer verbindlichen Zusage zu rechnen sei, antwortete Schneider: „Überlassen sie das doch bitte meinem Charme. Ich werde sie nicht enttäuschen.“

Im Anschluss an die Bankenpräsentation wurden von Axel Krieger verschiedene Unterlagen zusammengestellt und kopiert. Mariani wurde von diesen Unterlagen mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit ausgeschlossen. Schneider erklärte ihm, dass die Banken ihm in einer Sitzungspause mitgeteilt hätten, dass sie Mariani zu sehr dem Umfeld Michael Cromers zurechnen würden und ihn daher bei der vorgesehenen Sanierung nicht dabei haben wollten.

Lesen Sie im zweiten Akt dieses Trauerspiels, wie Schneiders Anwälte die Strategie ihres Mandanten unterstützten und Michael Cromer ausbooteten.

Fall MCM: Namensliste

Bachmann, Peter
Notarvertreter in Einsiedeln/CH; beurkundete die Gründung der MCM-Holding AG am 07.10.1997 und den Weiterverkauf der MCM-Markenrechte und der MCM GmbH in der Schweiz am 05.02.1998; taucht in einem Dossier einer internationalen Wirtschaftsdetektei über Ludwig M. Schneider auf, weil er dessen - falsche - Angaben über eine von Ludwig M. Schneider und Beat Frey zu veräußernde Molkerei im April 1997 gegenüber den Interessenten bestätigt haben soll

Frey, Beat
Schweizer Investor; Inhaber und Verwaltungsratspräsident der Corisol Holding AG
Frey, MartinUntersuchungsrichter in St. Gallen/CH (nicht verwandt mit Beat Frey)

Inderbitzin, Dr. Ernst
Rechtsanwalt in Zollikon/CH; gründete für Beat Frey am 07.10.1997 die MCM Holding AG, Zug

Kärtner, Johann
Notar in München; beurkundete Verträge vom 03.03.1997 über die Abberufung Michael Cromers als Geschäftsführer der MCM GmbH, die Bestellung von Ludwig M. Schneider an Cromers Stelle sowie den Vertrag zwischen der MCM GmbH und der MCM-Holding AG über die MCM-Anteile vom 16.10.1997

Kellerer, Ingrid
Bankhaus Reuschel in München; Lenkungsausschussmitglied im Fall MCM, Lebensgefährtin von Axel Krieger und Ex-Geliebte von Ludwig M. Schneider

Krieger, Axel
Unternehmensberater in München; scheinselbständig bei der CMI Consult & Management International GmbH, Helfer von Ludwig M. Schneider, heute Finanzvorstand der freenet AG in Hamburg

Mariani, Marco
inzwischen tödlich verunglückter Berater, der für das USA-Geschäft von MCM tätig war

Müller-Feyen, Heinrich
Rechtsanwalt in München; erster Konkursverwalter der MCM GmbH, Bekannter von Ludwig M. Schneider

Schaefer, Dr. Hans
Rechtsanwalt (Partner) in der Kanzlei Weitnauer in München

Schneider, Dr. Irene
Ärztin; Ehefrau von Ludwig M. Schneider

Schneider, Ludwig M.
Unternehmensberater in München; Gesellschafter und Geschäftsführer der CMI Consult & Management International GmbH

Spoerr, Eckhard
Unternehmensberater in München; scheinselbständig bei der CMI Consult & Management International GmbH, Helfer von Ludwig M. Schneider, heute Vorstandsvorsitzender der freenet AG in Hamburg

Spoerr, Ursula
Steuerberaterin in Mühlacker; Mutter von Eckhard Spoerr

Warneke, Margit
Rechtsanwältin, Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin in Traunstein; Geschäftsführerin der MCM GmbH vom 18.03.1998 bis zur Konkursanmeldung

Weitnauer, Dr. Wolfgang
Rechtsanwalt in München; vertritt Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr, auch in brenzligen Fällen

Zeller, Dr. Josef
Rechtsanwalt in München; Treuhänder der Anteile an der MCM GmbH gemäß Vertrag vom 03.03./30.04.1997 für Michael Cromer, Mara Cromer und GTC, Vaduz/Liechtenstein, wahrte jedoch nicht die Interessen der Eheleute Cromer und GTC

Die freenet-Vorstände und der Tod des MCM-Gründers

Am 4. September 2007 verstarb „Taschenkönig“ Michael Cromer, der Gründer der Reisegepäckmarke MCM. MCM war zu den Spitzenzeiten bekannter und begehrter als Louis Vuitton. Promis auf der ganzen Welt wie Prinzessin Diana, Cindy Crawford oder Michael Douglas zeigten sich stolz mit Cromers Kreationen. MCM betrieb eigene Flagship-Stores in den Metropolen wie New York, London, Paris und Tokio und hatte über Franchisenehmer ein weltweites Vertriebsnetz, mit dem mehrere hundert Millionen DM Umsatz pro Jahr erzielt wurden.Zum Zeitpunkt seines Todes besaß Cromer nichts mehr von dem, was er einst gemeinsam mit seiner Ehefrau Mara aufgebaut hatte.

Worum es hier geht?

Dieses Weblog beschäftigt sich mit Fällen von Wirtschaftskriminalität (sog. "White-Collar Crime"). Das Ziel ist es, dem Leser nahe zu bringen, wie die Behörden der Häufung von Vorgängen solcher Art immer hilfloser gegenüberstehen.