Sonntag, 28. Oktober 2007

Freitag, 26. Oktober 2007

Nachtrag zur Richtigstellung zum Fall MCM

Wenige Stunden vor unserer Richtigstellung im Blog zu den Ausführungen des Corisol-Anwalts Dr. Ernst Inderbitzin offerierte ein User mit dem Namen „Corisol“ im Weblog von „Mein Parteibuch“ ein First-Class-Ticket für eine Weltreise für jeden, der beweisen könne, dass Corisol jemals an einer Transaktion mit einer Molkerei und/oder Landis und Gyr beteiligt war.

Wenige Stunden nach Erscheinen unserer Richtigstellung schrieb der User „Corisol“ unter der Überschrift „Schlussanmerkungen“ erneut im Weblog von „Mein Parteibuch“:

1. Auch wenn die Blogger es vorziehen, in Anonymität zu bleiben, sind sie doch entlarvt: Sie verbreiten Informationen, ohne dass sie hiefür die Verantwortung übernehmen wollen und dies zu welchem Zweck auch immer.

2. Die falschen Vorwürfe und Unterstellungen betreffen Sachverhalte, welche gerichtlich abgehandelt worden sind und im entsprechenden Verfahren diametral anders beurteilt und gewürdigt worden sind als durch die anonymen Blogger. Es versteht sich von selbst, dass hier nicht die Plattform ist, ein ordentliches Verfahren, dessen Akten allen involvierten Parteien offen standen, zu rekapitulieren.

3. Für eine weitergehende Auseinandersetzung mit den durch eine unbekannte Urheberschaft in die Welt gesetzten Falschbehauptungen besteht kein weiterer Anlass. Die Angelegenheit ist zumindest auf dieser Ebene abgeschlossen. Sollten die Blogger ihre unberechtigten Angriffe jedoch fortsetzen, werden diese strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen.


Für die Redaktion des white-collar crime blog ist nicht ersichtlich, welche falschen Vorwürfe oder Anschuldigungen hier zu diskutieren wären. Dass hier nicht die Person Beat Frey oder das Unternehmen Corisol angegriffen werden sollte, dürfte spätestens nach der Richtigstellung auf der Hand liegen.
In diesem Blog geht es um die Rolle der Sanierer der CMI Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr. Dabei insbesondere um Handlungen, die vor dem Verkauf der MCM GmbH und der MCM-Markenrechte vorgenommen wurden und möglicherweise eine untreue Geschäftsbesorgung der Sanierer bedeuten. Dies sind Vorgänge, die der deutschen Gerichtsbarkeit unterliegen.

Weshalb hier von Seiten der Corisol auf die schweizerischen Gerichtsverfahren eingegangen wird und weshalb auch nur schon die Erwähnung solcher Verfahren als unberechtigte Angriffe aufgefasst wird, ist für uns nicht ersichtlich. Von uns wurden diese nicht als relevant für die Tätigkeit der CMI-Sanierer betrachtet. Diese betreffen Streitigkeiten zwischen den schweizerischen Gesellschaften, die alle im Nachgang zur „Sanierung“ der MCM erfolgten.

Bisher war dies nicht für uns von Interesse. Ebenfalls nicht von Interesse war bisher, wie im Anschluss an den MCM-Konkurs Beat Frey und Hanspeter Studer aus der Konkursmasse des MCM-Fertigungsateliers Apolda die Sycrilor Accessoires GmbH, die MCM Products GmbH und die MCM Lederwaren und Accessoires GmbH in Bern gründeten. So wurde es zumindest im schweizerischen Wirtschaftsmagazin „BILANZ“ unter der Bezeichnung „Die verschlungenen Wege der MCM-Übernahme“ in der Ausgabe von November 1998 dargestellt.

Anhand der vorliegenden Stellungnahmen von Dr. Ernst Inderbitzin ist jedoch ersichtlich, dass die Sachverhaltsdarstellung mit Ausnahme der Molkerei-Transaktion und der Landis & Gyr-Transaktion in allen anderen Punkten nicht bestritten wird.

Sollte jemand Interesse an einem First-Class-Ticket für eine Weltreise haben, kann er mit den Suchbegriffen „Beat Frey Landis Gyr Staefa“ im schweizerischen Handelsregister bzw. in schweizerischen Nachrichten googlen und sich anschließend von Corisol, Beat Frey oder dem Rechtsanwalt Ernst Inderbitzin erklären lassen, weshalb Beat Frey dort nicht involviert war.

Wer sich mit dem Presserecht etwas beschäftigt weiß, dass alleine schon eine Sachverhaltsdarstellung wie die vorliegende relativ leicht aus dem Netz geklagt werden kann und auch dann, wenn sie wie in diesem Fall durch Dokumente belegbar ist, nur mit hohem finanziellen Aufwand aufrecht erhalten werden kann. Bei einer etwas ungleichen Mittelverteilung kann sich jeder vorstellen, wer am längeren Hebel sitzt. Ein konstruktiver Austausch wie dieser wäre so kaum vorstellbar.
whistler
Redaktion white-collar crime blog

Donnerstag, 25. Oktober 2007

MCM - Die Zusammenfassung II (Update)

Aktualisierte Zusammenfassung des Falles MCM.

Update 28.10.07
aktualisierte Version des Dokuments

Richtigstellung zum Fall MCM

Am 23. Oktober 2007 erreichte uns eine Mail von Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin, der angibt, Herrn Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie sich selbst zu vertreten.
Inderbitzin sieht den Ruf, das Ansehen und die Ehre dieser drei Parteien angesichts der massiven Falschanschuldigungen und Unterstellungen in diesem Blog geschädigt.

Dazu möchten wir zunächst sagen, dass wir die Kontaktaufnahme der drei Parteien sehr begrüßen. Dieses Weblog hat nicht das Ziel, Falschanschuldigungen zu verbreiten. Sollte eine der hier genannten Personen den Eindruck haben, dass Sachverhalte nicht richtig dargestellt sind, so bitten wir darum, uns eine korrekte Darstellung zukommen zu lassen, damit wir diese entsprechend würdigen können.

Inderbitzin fordert uns in seinem Schreiben auf, alle im Blog getätigten Äußerungen im Zusammenhang mit der Corisol Holding AG, Beat Frey und deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin zu entfernen. Ergänzend schreibt Inderbitzin, dass das Schicksal der restlichen Ausführungen hier nicht interessiert. Sollte eine so geforderte Änderung des Blogs nicht möglich sein, fordert Inderbitzin, den Blog insgesamt vom Server zu nehmen.

Diesen Forderungen können wir in Gänze nicht nachkommen, da die drei Parteien in die Geschehnisse um die Übernahme der MCM GmbH und der MCM-Markenrechte involviert waren. Da diese drei Parteien sich im Zusammenhang mit der Vorgehensweise der CMI-Sanierer jedoch missverständlich dargestellt fühlen, wollen wir dies ausdrücklich korrigieren.

Corisol und/oder Beat Frey waren nie in das dargestellte Strafverfahren in St. Gallen verwickelt. Corisol und/oder Beat Frey waren in diesem Fall ausschließlich Zeugen.
Auch die Beschlagnahmung von Kontoauszügen der Corisol Holding AG diente lediglich der Beweissicherung in diesem Verfahren, in dem Corisol lediglich Zeugin war.

Corisol und/oder Beat Frey waren nicht in Transaktionen bezüglich einer Molkerei sowie Landis & Gyr involviert.
Wir gehen hier davon aus, dass Ludwig M. Schneider der Drahtzieher der Molkerei-Transaktion war und den Namen Beat Freys ohne dessen Wissen ins Spiel gebracht hatte.
Bezüglich Landis & Gyr besagen unsere Informationen etwas anderes. Landis & Gyr soll an ein Investorenkonsortium bestehend aus der Texas Pacific Group und einer Schweizer Familie veräußert worden sein. Im weiteren Verlauf taucht in den Handelsregisterauszügen des Unternehmens der Name Beat Frey auf. Vielleicht kann Dr. Inderbitzin diese Zusammenhänge noch näher erläutern.

Weiter schreibt Inderbitzin:
„Kreditschädigend wirkt auch der Versuch, ein Zusammenwirken zwischen Consultant & Management AG (CMI) und Corisol Holding AG konstruieren zu wollen. Das MCM-Geschäft war die einzige Transaktion, im Rahmen welcher die Consultant & Management AG samt deren Exponenten wie Ludwig Schneider einerseits und Corisol Holding AG andererseits Berührungspunkte hatten. Dieses Nebeneinander war sodann von kurzer Dauer und endete abrupt mit den gewonnenen Kenntnissen über die Rolle der Consultant & Management AG als Sanierer.
Alles was den Eindruck erweckt, Corisol Holding AG oder dessen Verwaltungsratspräsident Beat Frey würden in einem kriminellen Umfeld operieren, sind völlig unhaltbar und einzig zur Rufschädigung geeignet.“

Es war nie das Ziel, ein Zusammenwirken zwischen CMI und Corisol zu konstruieren. Wir erkennen an, dass Beat Frey seit mehr als 30 Jahren ein respektierlicher und seriöser Investor mit tadellosem Ruf ist. Ferner sind wir davon überzeugt, dass Beat Frey und die Corisol Holding AG von Ludwig M. Schneider über die wahren Pläne der CMI-Sanierer getäuscht worden sind.

Daher betonen wir ausdrücklich, dass die drei Parteien Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin nicht mit den Sanierern Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr der CMI Consult & Management International GmbH (CMI) zusammengewirkt haben. Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin waren in dem MCM-Geschäft lediglich seriöse Geschäftspartner, die Ludwig M. Schneider sich ausgesucht hatte.

Wir begrüßen es, dass die drei Parteien Beat Frey, die Corisol Holding AG sowie deren Rechtsanwalt Dr. Ernst Inderbitzin sich explizit von den CMI-Sanierern distanzieren und die Geschäftsverbindungen zu diesen eingestellt haben.
Um eventuellen weiteren Missverständnissen vorzubeugen, würden wir daher gerne weitere Ausführungen des Herrn Beat Frey oder des Dr. Ernst Inderbitzin zur Kenntnis nehmen und diese hier weiter dokumentieren.

Denn unwiderlegbar

- hat die Corisol am Erwerb und Weiterverkauf der MCM-Markenrechte innerhalb von drei Monaten einen Gewinn von 100 % bzw. 15 Millionen DM gemacht
- hat die Corisol ein 15-Millionen-DM-Investment getätigt, ohne zuvor eine Due Diligence vorzunehmen
- haben die Sanierer Ludwig M. Schneider und Axel Krieger vor dem Verkauf der MCM-Markenrechte an die MCM-Holding AG, die der Corisol Holding AG gehörte, und Eckhard Spoerr kurz nach dem Verkauf sich an dem Geschäft beteiligt.

Von weiterem Interesse wäre es zu erfahren

- weshalb die Corisol Holding AG auf eine Due Diligence verzichtete,
- wer an dem Millionengewinn aus dem Weiterverkauf der MCM-Markenrechte partizipierte,
- wann die Corisol Holding AG bzw. Beat Frey Kenntnisse über die Rolle der Sanierer erlangten,
- aus welchem Grund die Herren Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr in den Monaten Oktober und Dezember 1997 Zahlungen auf das DM-Konto der Corisol Holding AG leisteten und
- welche Beträge im weiteren Verlauf und aus welchem Grund an die Sanierer Ludwig M. Schneider, Axel Krieger und Eckhard Spoerr zurückflossen.

Wir freuen uns auf einen weiteren Austausch und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

whistler
Redaktion white-collar crime blog

Sonntag, 21. Oktober 2007

Zweiter Versuch

Beim Anbieter Blogsome.com ist mein erstes Weblog zum Thema white-collar crime ohne Vorwarnung, Hinweis oder anschließender Auskunft vom Netz genommen worden. Niemand reagierte auf meine Fragen nach den Gründen der Löschung.

Ich kann nur raten, was die Betreiber von Blogsome.com dazu bewogen hat. Ob mit Anwälten gedroht oder mit Geld gewunken wurde, wird wohl ein Geheimnis bleiben.

Ich habe die Geschichte der "MCM-Sanierer" erneut veröffentlicht und hoffe, sie nun für längere Zeit online halten zu können.

MCM - Die Zusammenfassung (Update 2)

Hier stelle ich ein Dokument zur Verfügung, das die Vorgänge um die Plünderung von MCM zusamenfasst. Über eine Verbreitung der Informationen würde ich mich sehr freuen.

Der Fall MCM ist mit den bisherigen Veröffentlichungen vorerst erzählt. Weitere Veröffentlichungen werden dann folgen, wenn neue Erkenntnisse aus vorliegenden Unterlagen bzw. zwischenzeitlich eingegangenen Hinweisen und Unterlagen gezogen werden können.

Update 25.10.07:
aktualisierte Version des Dokuments

Update 28.10.07
aktualisierte Version des Dokuments

Samstag, 20. Oktober 2007

Weitere Plünderungen durch die MCM-Sanierer

Die Münchener Sanierer um Ludwig M. Schneider und seine CMI Consult & Management International GmbH hatten neben ihrer unrühmlichen Tätigkeit bei MCM auch andere Unternehmen beehrt.

Der Fall Carrera
1994 z. B. hielten sie Einzug bei Carrera, dem Nürnberger Spielwarenhersteller mit den bekannten Carrera-Bahnen. Der damalige Inhaber war ebenso wie bei MCM Michael Cromer durch eine anonyme Strafanzeige ins Visier der Steuerfahndung geraten und wurde in Untersuchungshaft genommen. Die Hypo-Bank in Nürnberg, die das Vorratsvermögen teilweise finanziert hatte, gab den Vorgang an die Zentrale in München ab. Dort saß ein Mitarbeiter, zu dem Ludwig M. Schneider gute Kontakte unterhielt. In der Untersuchungshaft wurde der Carrera-Inhaber von Schneider besucht, so wie dieser 1996 MCM-Gründer Michael Cromer in seinem Schweizer Exil aufsuchte. Schneider bot seine Dienste an und betonte dabei auch seine guten Kontakte zur Hypo-Bank. Dem Carrera-Inhaber blieb in seiner Situation kaum eine andere Möglichkeit und er willigte in einen Beratungsauftrag mit Schneiders CMI ein.

Die Hypo-Bank wollte, dass die CMI-Berater eine sog. Querschnittsanalyse erstellen. Schneiders Gehilfen bei diesem Auftrag waren der damals 29-jährige Holger Thomä sowie der damals 26-jährige Hochschulabsolvent Axel Krieger, heute Finanzvorstand der freenet AG und Mitglied im Hamburger Landesbeirat der Commerzbank AG. Aber auch Mitarbeiter der Hypo-Bank wirkten an der Erstellung dieser Analyse mit.

Die Sanierer begannen ihre Arbeit nach einem bekannten Schema: die Arbeit des bisherigen Managements wurde diskreditiert und die Lage des Unternehmens durch falsche Bilanzierungen überdramatisiert. Im Fall Carrera bedeutete dies, dass ein Warenbestand in Höhe von 1,4 Millionen DM vorhanden war, bewertet zu Einkaufspreisen. Zu Verkaufspreisen betrug dieser Wert ca. 4,5 Millionen DM. Die Sanierer nahmen in ihrer Analyse eine Abwertung des Warenbestands vor, jedoch zu Verkaufspreisen. Somit belasteten sie das Ergebnis außerordentlich hoch. Wenn dieses Vorgehen bei einer Bilanzerstellung angewendet worden wäre, hätte es sich um eine eindeutige Bilanzfälschung gehandelt. Insgesamt konstruierten die Sanierer einen Verlust von 23 Millionen DM.

Ludwig M. Schneider führte entsprechende Gespräche mit der Presse, in denen die Lage dramatisiert wurde. Statt sorgfältiger Sanierungsarbeit produzierten Holger Thomä und Axel Krieger enorme Kosten und kündigten wichtige Geschäftsbeziehungen wie z. B. den über eine Vertriebskooperation mit Tchibo.

Kurz vor Weihnachten 1994 wurde der damalige Carrera-Inhaber aus der Untersuchungshaft entlassen, da kein Verdachtsmoment begründet werden konnte. Für Schneider und seine Gehilfen überraschend tauchte dieser nun wieder im Unternehmen auf. Einen am 19. Dezember 1994 angesetzten Termin bei der Hypo-Bank nahm Schneider nicht wahr. Stattdessen erschien Axel Krieger mit einem jungen Anwalt der Münchener Kanzlei Weitnauer bei diesem Termin. Die vorgesehene Präsentation traute Krieger sich angesichts der Teilnahme des Carrera-Inhabers nicht mehr zu halten, sondern sprach stattdessen nur immer wieder davon, wie dramatisch die Geschäftsentwicklung sei.

Für den 23. Dezember wurde ein weiterer Termin vereinbart, bis zu dem der Carrera-Inhaber sich einen Überblick verschaffen und der Bank seine Sicht der Dinge darlegen wollte. Dies wurde durch Ludwig M. Schneider dadurch sabotiert, dass er am 22. Dezember für das Unternehmen einen Konkursantrag gestellt hatte. Der Carrera-Inhaber konnte den Amtsrichter gemeinsam mit seinem Steuerberater von der Solvenz seines Unternehmens überzeugen, jedoch musste der Konkursantrag von Schneider zurückgezogen werden. Unterdessen hatte Schneiders Anwalt Dr. Wolfgang Weitnauer mitgeteilt, dass sein Mandant bereit sei, den Konkursantrag zurückzuziehen, wenn der Carrera-Inhaber zuvor unterschreibe, dass er auf jegliche eventuell geltend zu machenden Schadensersatzansprüche gegen Ludwig M. Schneider verzichte. Einen vollständigen Überblick hatte dieser sich nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft noch nicht verschaffen können und in Anbetracht der damaligen Lage betrachtete er es als das geringere Übel, diese Erklärung zu unterzeichnen, um wieder die Kontrolle über sein Unternehmen zu erlangen. Erst am folgenden Tag stellte man in den ganzen Wirren fest, dass Schneider sich, aus welchem Kalkül auch immer, gar nicht als Geschäftsführer hatte eintragen lassen und dessen Zustimmung zur Abwendung des Konkursantrages nicht erforderlich gewesen wäre.

Der Hypo-Bank wurde später ein Dossier über Ludwig M. Schneider zur Kenntnis gebracht, in dem auch der besagte Schneider Freund und Mitarbeiter der Hypo-Bank Erwähnung fand. Die Inhalte dieses Dossiers wurden durch das Landeskriminalamt (LKA) Bayern bereits überwiegend bestätigt. Bei den Ermittlern des LKA ist Schneider kein Unbekannter. Zwei Wochen später war besagter Herr nur noch ein Ex-Mitarbeiter der Hypo-Bank.

Weitere „Sanierungsfälle“
Weitere Unternehmen in Süddeutschland, in denen die Sanierer der CMI Consult & Management International GmbH ihr Unwesen trieben, sind die Obletter Spielwaren GmbH in Nürnberg/München, die Goebel Porzellanmanufaktur in Rödental, die die weltbekannten Hummelfiguren herstellt, ein Flachglashersteller aus Würzburg, sowie der Chipkartenhersteller ODS Landis & Gyr. Keiner der damals Verantwortlichen in den Unternehmen hat gute Erinnerungen an Ludwig M. Schneider und seine Gehilfen. Fast immer kamen die Sanierer über die Banken ins Spiel. Fast immer endete der Einsatz mit einem Verkauf der Unternehmen oder von Unternehmensteilen, überwiegend in die Schweiz. Ein Unternehmensinhaber hat heute sogar noch Angst vor Ludwig M. Schneider. Seine Ehefrau war dem Charme Schneiders erlegen und hatte im Bett Firmendetails ausgeplaudert, die auch den Fiskus interessiert hätten. Schneider nutzte dies, um den Inhaber mit diesen Kenntnissen zu erpressen.

Die Zöglinge Schneiders
Fraglich ist, wie Schneider seine jungen Gehilfen rekrutierte. Im Fall der beiden heutigen freenet-Vorstände Axel Krieger und Eckhard Spoerr sind die Lebensläufe öffentlich bekannt. Wie sie aber Schneider bzw. die CMI kennen lernten, ist offen. Die CMI Consult & Management International GmbH betreibt keine Öffentlichkeitsarbeit und schreibt auch keine Stellenangebote aus, da Schneider keine festen Beschäftigungsverhältnisse anbietet. Mittlerweile führt Schneider auch keine Gespräche mehr mit der Presse, um die Unternehmen, in denen er tätig ist, zu diskreditieren, da die Presse mittlerweile mehr an Informationen zur Person Schneiders interessiert ist. Im Fall MCM wurde dafür eine PR-Agentur eingesetzt, die die Presse gezielt mit Fehlinformationen versorgte. Das Unternehmen CMI verfügt derweil nur über einen Telefonbucheintrag und für die Presse ist Ludwig M. Schneider nicht zu sprechen. Schneider gibt sich sehr geheimnisvoll. Axel Krieger begann seine Karriere bei Schneider unmittelbar nach dem Studium, obwohl ihm wie seinem Studienfreund Eckhard Spoerr sicherlich auch die Wege zu großen Unternehmensberatungen offengestanden hätten. Ebenso hätte er auch eine Karriere im Familienunternehmen machen können. Trotzdem wählte er den Weg in ein Beschäftigungsverhältnis ohne Sicherheit. Schneider muss sehr überzeugend vermittelt haben, welche finanziellen Perspektiven bei ihm und seiner CMI bestehen.

Auch Eckhard Spoerr schien drei Jahre später davon überzeugt zu sein, dass sein Studienfreund Krieger die bessere Wahl getroffen hatte und schmiss seinen Job bei der renommierten Unternehmensberatung Booz Allen & Hamilton, obwohl er dort angeblich zu einem der Stars gezählt haben soll. Dass er diesen Wechsel vollzog, weil er es spannender fand, für fast tote Unternehmen in wenigen Wochen Überlebenskonzepte zu entwickeln, anstatt bei Booz Allen & Hamilton große Konzerne zu beraten, wie er es einmal in einem Interview erzählte, darf bezweifelt werden. Dieser Wechsel war wohl eher dem schnöden Mammon geschuldet. Auch die öffentlichen Darstellungen, dass die beiden heutigen freenet-Vorstände sich als Sanierungsberater selbstständig machten, entsprechen insofern nicht ganz der Wahrheit.

Zeitzeugen der damaligen Vorgänge waren verwundert, als sie erfuhren, dass Eckhard Spoerr bei freenet die ranghöhere Position bekleidet und Axel Krieger eher zu einer Nebenrolle verpflichtet wurde. Zur damaligen Zeit war Krieger so etwas wie Schneiders Kronprinz. Das zeigt sich einerseits an den Geldbeträgen, mit denen die Sanierer sich bei dem MCM-Deal jeweils an der Corisol beteiligt hatten und andererseits daran, dass Axel Krieger sich 1999 als Gesellschafter und Geschäftsführer an einer neu gegründeten CMI Consult & Management International GmbH beteiligen durfte. Auch bei den „Sanierungsaufträgen“ war eine klare Rangfolge zu erkennen. 1997 bei MCM wurde Krieger Prokurist, während Spoerr nur eine Beraterposition bekam. 1998 bei ODS Landis & Gyr wurde Krieger Geschäftsführer, während Spoerr nur Prokurist wurde. Auch soll Krieger selten eine Gelegenheit ausgelassen haben, zu demonstrieren, welchen Rang er in der CMI-Hierarchie innehatte.

Spoerr schien von den Entwicklungsmöglichkeiten bei Schneiders CMI dennoch so sehr angetan zu sein, dass er auch seinen Schulfreund Eric Berger davon überzeugen konnte, seine bisherige Vertriebskarriere zu beenden und als „selbstständiger“ Sanierungsberater mit im CMI-Netzwerk einzusteigen. Auch seinen ehemaligen Kollegen von Booz Allen & Hamilton Christoph Bergner konnte Spoerr von einem Einstieg ins Sanierergeschäft überzeugen. Dieser gründete im Jahr 2000 die ominöse Schweizer Gesellschaft, die durch „Geschäfte“ mit freenet mindestens 70 Millionen Euro erhielt.

Demzufolge besteht der freenet-Vorstand heute zu 75 Prozent aus Zöglingen Ludwig M. Schneiders. Welche Positionen darüber hinaus mit Personen aus diesem Netzwerk besetzt wurden, wird noch herauszufinden sein.

In einem weiteren Punkt sind Axel Krieger und Eckhard Spoerr den alten Verbindungen auf jeden Fall treu geblieben. Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Weitnauer ist heute noch für beide freenet-Vorstände tätig, wenn es um delikate Angelegenheiten geht.