Samstag, 20. Oktober 2007

Die MCM-Plünderung durch die Sanierer (5.Akt)

Ein Trauerspiel in fünf Akten 5. Akt


Darsteller: Martin Frey, Axel Krieger, Dr. Irene Schneider, Ludwig M. Schneider, Ursula Spoerr, Eckhard Spoerr, Dr. Ernst Inderbitzin


Verräterische Kontoauszüge
Im weiteren Ablauf dieser unrühmlichen Ruinierung des Unternehmens MCM begann die Interboden MBH AG, die Unoplan Handels- und Verwaltungs AG in der Schweiz zu verklagen und mit Strafanzeigen zu überziehen. Interboden fühlte sich betrogen, die wertlose MCM GmbH gekauft zu haben und mit dem Gesellschafterdarlehen über 11,2 Millionen DM auch noch die Zerschlagungsarbeit der Sanierer bezahlt zu haben. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen nahm unter dem Aktenzeichen ST.203.13782 Ermittlungen auf und Untersuchungsrichter Martin Frey beschlagnahmte unter anderem Kontoauszüge der Corisol Holding AG. Interboden soll später von Unoplan Gelder erhalten haben und damit ruhiggestellt worden sein.


Die Kontoauszüge der Corisol fanden indes irgendwann auch ihren Weg über die schweizerische Grenze nach Deutschland und zeigen, welche eigenen Zwecke die Sanierer verfolgten, als sie die MCM-Markenrechte an die von der Corisol gegründete MCM-Holding AG für 15 Millionen DM verkauften. Immerhin wurde die Gesellschaft vier Monate später zum doppelten Preis von der Corisol verkauft.


Die Herren Schneider, Krieger und Spoerr waren dabei besonders clever und hatten sich selbst an dem Geschäft der Corisol beteiligt. So gingen auf dem DM-Konto der Corisol bei der Bank Hofmann AG Zürich folgende Beträge ein:


13.10.1997: DM 900.000 Axel Krieger
14.10.1997: DM 1.500.000 Dr. Irene Schneider, Ehefrau Ludwig M. Schneiders

Am 16. Oktober 1997 wurden die MCM-Markenrechte an die Corisol verkauft.


Am 8. Dezember 1997 verstrich das Vorkaufsrecht der Eheleute Cromer für die MCM GmbH. Diese fanden aber keine Investoren, die sich mit daran beteiligt hätten. Zudem war die MCM GmbH nur noch eine wertlose Hülle, sofern keine Lizenzvereinbarung mit der MCM-Holding AG bestand, die die Markenrechte besaß. Und die Lizenzvereinbarung wäre bei Ausüben des Vorkaufsrechts der Cromers sofort durch die MCM-Holding AG, die unter der Kontrolle der Corisol stand, kündbar gewesen.


Nach Ablauf des Vorkaufsrechts war der Deal für die Corisol sicher und auch Eckhard Spoerr stieg noch mit ein. Zumindest gingen anschließend noch folgende Beträge auf dem DM-Konto der Corisol ein:


12.12.1997: DM 170.000 Steuerberaterin Ursula Spoerr, Eckhard Spoerrs Mutter
18.12.1997: DM 400.000 Scheckeinreichung (Aussteller nicht zu identifizieren)


Auf einem weiteren Corisol-Konto waren noch folgende Beträge eingegangen:


22.10.1997: CHF 275.000 Dr. Ernst Inderbitzin
24.10.1997: CHF 135.000 Dr. Ernst Inderbitzin


An dem 15-Millionen-Investment der Corisol beteiligten sich diese Herren also mit rund 3,5 Millionen DM. Ludwig M. Schneider alleine mit 10 Prozent, was ebenfalls seiner Quote entsprach, die er im Frühjahr 1997 bei dem bereits erwähnten Molkerei-Deal mit Beat Frey bekommen haben soll.


Das Fazit
Die Sanierer Schneider, Krieger und Spoerr hatten sich also zuvor selbst bzw. über Strohmänner/-frauen an der Gesellschaft beteiligt, an die sie die MCM-Markenrechte verramschten. Sie haben die Rechte demzufolge an sich selbst verkauft. Und das auch noch weit unter Wert, der laut Gutachten 26,9 Millionen DM betrug. Dass dies nicht dem Beratungs- und Sanierungsauftrag entsprach, den sie von Michael Cromer erhalten hatten, versteht sich von selbst.
Im Fall von Schneider, der Geschäftsführer von MCM war, stellt das Vorgehen eine klassische Untreuehandlung dar, bei Krieger als Prokurist und Spoerr immerhin eine Beihilfe zur Untreue.
Auch wenn diese Vorgänge in Deutschland strafrechtlich schon verjährt sind, so könnten sie für die aktuellen Ermittlungen gegen Spoerr und Krieger doch einige Anhaltspunkte für die Strafverfolger bieten. So verfügten beide schon vor ihrer Zeit bei freenet über genaue Kenntnisse der Vorzüge von Schweizer Aktiengesellschaften. In einem Dossier (pdf-Dokument) zu ihren Tätigkeiten bei freenet wird nämlich der Eindruck erweckt, dass sie sich an einer Schweizer Gesellschaft beteiligt haben könnten, die ein guter Freund der beiden Herren gegründet hat und die anschließend rund 70 Millionen Euro aus dubiosen Transaktionen mit freenet erhielt.


Die Vorgänge bei MCM belegen, dass sie schon damals genügend kriminelle Energie besaßen, sich ggf. über Strohmänner/-frauen an einer Schweizer Gesellschaft zu beteiligen, die sie dazu nutzten, private Vorteile aus fremdem Vermögen zu ziehen.


Ein weiterer Aspekt ist der der Steuerhinterziehung. Diese verjährt erst nach zehn Jahren. Den Gewinn aus dem MCM-Geschäft erzielte die Corisol erst in 1998. Oft werden von deutschen Staatsbürgern Gewinne aus solch dubiosen Geschäften gleich auf Konten in der Schweiz belassen und dem deutschen Fiskus nicht angezeigt. Für die Finanzbehörden dürfte es nun ein Leichtes sein, die Steuererklärungen der Jahre ab 1998 der Herren daraufhin zu überprüfen. Bei einer Verdopplung des Wertes der MCM-Holding dürfte auch für jeden der Beteiligten ca. der jeweilige Einsatz als Gewinn gemacht worden sein. Dass die Steuerfahndung eine sehr unangenehme Strafverfolgungsbehörde sein kann, musste auch schon Al Capone erfahren.


Lesen Sie in der nächsten Folge, wie die Sanierer auch schon andere Unternehmen plünderten.